Endlich mal ein nicht so düsterer Schwedenkrimi, ganz im Gegenteil!

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takabayashi Avatar

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Irgendwann habe ich aufgehört, schwedische Krimis und Thriller zu lesen - das war mir alles zu trübe und deprimierend, zu abartig und brutal. Da kam jetzt dieser schwedische Versuch eines Cosy-Krimis wie gerufen!
Peter Vinston, ein etwas überpenibler Kommissar aus Stockholm macht einen vom Arzt verordneten Zwangsurlaub in Österlen im südschwedischen Schonen. Dort wohnt auch seine Exfrau mit ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem neuen Ehemann.
Für einen malerischen Strand hatte es eine Baugenehmigung (Korruption?) für Luxushäuser gegeben. Der örtliche Kulturverein protestierte heftig dagegen, besonders gegen die Immobilienmaklerin, die arrogante und völlig rücksichtslose Jessie Anderson.
Und dann wird diese Jessie ermordet aufgefunden. Peter Vinston mischt sich wider besseres Wissen in die Ermittlungen ein, bekommt sogar ein offizielles Okay für seine Beratertätigkeit, und vergisst, dass er eigentlich zur Erholung hier ist und auch, um den Kontakt zu seiner Tochter zu pflegen. Er hilft der örtlichen Ermittlerin Tove Esping bei ihren Ermittlungen und wie im Genre häufig üblich, müssen sich die beiden Partner erst zusammenraufen.
Es wimmelt von Verdächtigen und als Leser kann man schön mitraten, wenn allmählich immer mehr Infos gesammelt werden. Aber die beiden bleiben häufig stecken und müssen immer wieder die Richtung ihrer Ermittlungen wechseln. Es treten viele originelle Personen auf, nicht zuletzt der pingelige Kommissar selbst, der immer eine Fusselbürste bei sich trägt, um jedes (Tier)Haar von seinen eleganten Anzügen zu bürsten. Tove Esping ist lesbisch und lebt mit ihrer Lebensgefährtin zusammen, unter den Dörflern gibt es ein schwules Ehepaar, und diese LGBT-Beziehungen werden erfrischend selbstverständlich erwähnt. Die Handlung ist sowohl spannend als auch entspannend, eine leichte und unterhaltsame Lektüre, die aber nicht seicht ist. Der locker-flockige Schreibstil liest sich sehr angenehm und das Finale hat eine unerwartete Wendung zu bieten. Insgesamt also eine lohnende Lektüre für Freunde des gepflegten, humorvollen Wohlfühlkrimis, eine gelungene schwedische Variante dieses Genres, auch wenn ich letzten Endes die britischen Vorbilder vorziehe. Aber die Schweden sind da auf einem guten Weg. Für knallharte Anhänger der blutigen schwedischen Thriller allerdings eher nicht geeignet.