Alles dreht sich um Ötzi

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takabayashi Avatar

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Dieses Krimidebüt, das in Südtirol spielt, stellt uns ein interessantes und gegensätzliches Ermittlerpaar vor. Der Commissario Grauner ist ein echter bodenständiger Südtiroler, der in Nebentätigkeit auch noch den von seinen Eltern geerbten Hof bewirtschaftet. Sein Partner Saltapepe ist ein waschechter Italiener, Süditaliener sogar aus Neapel, elegant gekleidet, ein glühender Mafiabekämpfer, Geniesser guten italienischen Essens mit mehreren Gängen, der auch auf das passende Getränk zur passenden Uhrzeit großen Wert legt. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, arbeiten aber ganz effektiv zusammen und werden sich vermutlich - wenn eine Krimiserie daraus werden sollte - in deren Verlauf noch mehr zusammenraufen.
Dem Toten am Gletscher, um den es in diesem Fall geht, steckt eine Pfeilspitze im Körper, genau so, wie man seinerzeit Ötzi gefunden hatte. Saltapepe hat übrigens keine Ahnung, wer denn dieser Ötzi ist. Der Autor schildert viel lokale Geschichte und Eigenheiten, das komplizierte italienische Polizeisystem (Carabinieri versus Polizia die Stato), was eigentlich ganz interessant ist, aber hier etwas zu akademisch und bemüht daherkommt. Aber der etwas zäh in die Gänge kommende Krimi nimmt dann immer mehr Fahrt auf - der Tote, der ein abwechslungsreiches Leben hinter sich hat, hatte zum Schluss als Einsiedler in einer Höhle gelebt. Viele sind verdächtig: eine getrennt lebende Ehefrau, ein örtlicher Unternehmer, ein Museumsdirektor, ein Pistenarbeiter, ja, sogar der Bürgermeister des kleinen Ortes, und auch einer von den zahlreichen, im Ort anwesenden Touristen. Grauner muss in vielen Richtungen ermitteln und ist immer wieder auf der falschen Spur. Hängt der Mord tatsächlich mit Ötzi zusammen oder eher mit den gängigen Motiven Eifersucht, Habgier, Rache?
Gerade noch rechtzeitig zum Heiligabend schaffen Grauner und Saltapepe es, den Fall aufzuklären. Auf dem Weg nah Hause lädt Grauner seinen Kollegen spontan zum Weihnachten Feiern zu sich nach Hause ein. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Fazit: Ein gelungener Debütroman, der nach einem etwas zähen Anfang einen sehr spannenden und vielschichtigen Fall mit diversen Nebensträngen erzählt, ein gutes Gefühl für die Region vermittelt und in dem ein kontrastreiches, sympathisches Ermittlerduo im Zentrum steht. Tipp: Die Lektüre vielleicht lieber für die kalte Jahreszeit aufheben, das ist kein Sommerkrimi!