Bavaria auf Slalomfahrt

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bavaria123 Avatar

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Die Geschichte

Commissario Grauner ist verheiratet, Vater einer 15jährigen pubertierenden Tochter und Landwirt,wobei er seine Kühe gern mit Musik von Mahler beschallt. Kurz vor Weihnachten ereignet sich auf einem Gletscher ein Mord, wobei der Mörder von Toni, einem Pistenarbeiter, überrascht wird.
Warum wurde der sehr zurückgezogen lebende Mann getötet und warum geschah der Mord mit einer ganz besondern Pfeilspitze? Was hat der Ötzi damit zu tun? Das zu erforschen obliegt Grauner und seinem Kollegen Claudio Satltapepe, der aus Neapel stammt.


Meine Meinung

Mich beschäftigt an einem Buch ja zunächst meist das Cover. Und das ist wirklich sehr gelungen. Es passt zu dem Buch und zu einem Krimi, der in dunkler Winterzeit passiert. Sehr schön finde ich auch die Landkarten auf den Innenseiten des Covers. Da habe ich dann beim Lesen doch immer mal drauf geschaut, um den Überblick zu haben. Zumal mich diese Region schon interessiert, denn ich war dort bereits zweimal, um Urlaub zu machen.

Die Geschichte spielt in Südtirol. Das nördlichste Gebiet in Italien ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Gegensätze. Deutsche, Italiener und Ladiner leben hier mit- und nebeneinander. Ich finde die Landschaft dort sehr reizvoll und zwar das Land, aber auch die Städte wie Meran oder Bozen. In Bozen war ich auch schon, um unter anderem das Südtiroler Archäologiemuseum zu besuchen. Das Museum ist der Ausstellungsort des „Mannes vom Tisenjoch“, besser bekannt als „Ötzi“. Dieser Ötzi ist eine Gletschermumie aus der späten Jungsteinzeit bzw. Kupfersteinzeit, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Der Todeszeitpunkt des Mannes wurde auf zwischen 3359 und 3105 v. Chr. bestimmt. Durch diese eigenen Erfahrungen freute ich mich durchaus, das Buch zu lesen.

Interessant finde ich die beiden Hauptcharaktere. Grauner, der Commissario, ein bodenständiger, teilweise grantiger Mann, der ein Geheimnis mit sich trägt, bei dem es unter anderem um eine Waffe geht und als Gegenpart Inspektor Saltapepe, der unfreiwillig aus Neapel ins Schnalstal versetzt wurde. Der eine muss bis zwölf Uhr Mittags seine Knödel und Haxn auf dem Tisch haben, der andere isst erst ab dreizehn Uhr ein gepflegtes Saltimbocca. Die beiden werden sehr gut und nachvollziehbar beschrieben und haben durchaus ihren jeweiligen Charme.

Es spielen natürlich noch eine Reihe weiterer Personen mit. Der Tote und seine Frau, sein Arbeitgeber, frühere Mitschüler, Polizisten, Journalisten, Museumsangestellte,Pistenarbeiter, Ärzte ....ja und dann wird es schon ein wenig unübersichtlich. So wie die Landschaftsbilder hätte ich mir eine Liste zu Beginn oder Ende des Buches gewünscht, wo ich immer mal hätte nachschauen können, wer doch gleich wieder wer ist.

Und noch eine zweite Liste hätte ich hilfreich gefunden. Es werden sehr viel eigene südtiroler Ausdrücke genutzt. Wer weiß schon, dass ein Pamper ein Schaf ist und ein Tatta der Vater? Ich habe im Internet zum Glück eine Seite gefunden, die mir weiter helfen konnte. Die Schreibweise ansonsten ist zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, da eher nicht so flüssig. ABer man kommt damit klar. Es ist wie beim Slalom, man muss erst einmal den richtigen Rhythmus finden.

Der Autor ist scheinbar sehr verliebt in diese Provinz Italiens. Man erfährt ausgesprochen viel von Land und Leuten. Auch über den Ötzi wird man bestens aufgeklärt. Soweit ist das eine wunderbare regionale Geschichte. Leider verliert dabei die Aufklärung des Mordes so ein wenig den roten Faden. Ein wenig mehr Region, dafür ein wenig mehr Spannung hätte mir besser gefallen.

Wer in der Region Urlaub macht oder ein Ötzi-Fan ist, der wird das Buch sicher mögen. Wer den Hauptaugenmerk eher auf einen spannenden Krimi legt, der wird sich ein wenig einfädeln und möglicherweise eher enttäuscht sein.