Die Geheimnisse von Ötzi

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Ein neuer Kommissar betritt die Krimibühne: Johann Grauner, wohnhaft in einem kleinen Tal in Südtirol, von Beruf nicht nur Commissario, sondern auch Viechbauer. Ein Mann mit ganz eigenen Ansichten, was die Qualität von Autos bei Schnee und Eis angeht. Und auch, welche Musik nicht nur die Milchleistung seiner Kühe unterstützt, sondern auch ihn selbst bei den Ermittlungen. Bei einem Mahler-Konzert gelingt ihm dann sogar die Auflösung des Falles, der vor allem dadurch verzwickt wird, dass immer mehr Figuren auf rätselhafte Weise verschwinden.
Doch worum geht es überhaupt? Der Skipisten-Toni entdeckt in einer stürmischen und schneereichen Nacht die Leiche eines Bekannten aus dem Tal, vom Sattler-Peppi, der lange Jahre unterwegs in fernen Ländern war, nun aber als Einsiedler in einer Höhle lebt. Brisant wird die Geschichte, weil die Leiche eigentlich in eine Gletscherspalte geworfen werden sollte - ganz in der Nähe des Fundorts der wohl berühmtesten südtiroler Mumie: von Ötzi.
Inwiefern die Berichte über das Ötzi-Museum in Bozen und die Diskussionen um den Fund stimmen, kann ich nicht beurteilen, sie machen aber die Besonderheit dieses Krimis aus.
Ansonsten lebt "Der Tote am Gletscher" von den Unterschieden in der Mentalität, die nicht nur durch die stillen Bergbewohner und den leicht schrulligen Commissario befördert werden, sondern auch durch seinen Assistenten, den aus Neapel stammenden Ispettore Claudio Saltapepe, für den beispielsweise ein Capucchino am Abend ein No-Go ist. Auch ein traditionelles Mittagessen um 12 gehört für den Ispettore nicht zum Alltag.
Gewürzt wird der eigentlich ganz klassisch aufgebaute Krimi mit einigen Dialektausdrücken, die meist glücklicherweise selbsterklärend sind sowie der - wenn auch nicht ausführlich behandelten - Frage, inwieweit Südtirol italienisch ist oder nicht. Anspielungen darauf finden sich vor allem im sehr unterschiedlichen Ess- und Trinkverhalten von Grauner und Saltapepe. Charmant sind auch die Beschreibungen der Kulisse - die bei Bergliebhabern sicherlich Lust auf einen Trip in die Alpen machen. Falls der Gletschertote der Auftakt einer Serie sein sollte, würde ich sicherlich auch weitere Bände lesen. Vielleicht kann dann noch ein Spritzer mehr Spannung dazukommen! Dann wird die grundsolide Leistung des Erstlings noch gesteigert.