Eiskalter Ötzi-Krimi aus Südtirol

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steflu Avatar

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Kommissar Grauner ist im beschaulichen Südtirol beheimatet. Morgens versorgt er in aller Herrgottsfrühe zu den Klängen von Mahler seine Kühe und anschließend jagt er die Verbrecher, die in seiner Heimat ihr Unwesen treiben. Denn die Idylle trügt: der Pisten-Toni wird in einer stürmischen Winternnacht kurz vor Weihnachten Zeuge, wie der mutmaßliche Täter versucht, die Leiche des Einsiedlers Sattler in einer Gletscherspalte verschwinden zu lassen.

Grauner und sein neapolitanischer Assistent machen sich auf den Weg in das entlegene Schnalstal und sehen sich alsbald der Macht eines oligarchischen Bürgermeisters und verschiedenen alten Fehden in einer engverwobenen Dorgemeinschaft gegenüber. Und auch die ein Vierteljahrhundert zurückliegende Entdeckung des Ötzi wird plötzlich wieder topaktuell.

Die Kombination aus Regionalkrimi und Südtirol als Handlungsort hat mich sofort angesprochen. Denn ich liebe beides. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Kommissar ist eigenwillig und die Zusammenarbeit mit seinem süditalienischen Assistenten lässt Welten aufeinander prallen. Die Beziehung der beiden erinnert an die Probleme des politischen Italiens. Auf der einen Seite die durch Tourismus zu Reichtum gekommenen Südtiroler, die im Grunde ihres Herzens noch immer ein Bauernvolk sind/sein wollen und auf der anderen Seite die verarmten Süditaliener, die sich trotzdem für weltgewandter halten als die Hinterwäldler aus den Bergen im Norden.

Auch wird die Südtiroler Idylle teilweise entlarvt: der Zauber der Landschaft erschließt sich nicht jedem, denn die Berge können genauso einengend wirken, wie sie atemberaubend schön sind. Und hinter dem Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft verbirgt sich eine Küngelei, bei der jeder, der sich nicht unterordnet, mit allen Mitteln unterdrückt wird.

Der Kriminalfall selbst ist komplex und spannend erzählt. Auch die Hintergundhandlung zur Entdeckung des Ötzi fand ich interessant und gut mit dem Kriminalfall verwoben. Land und Leute wurden treffend portraitiert, und man fühlt sich an einen Wintertag in den rauen Südtiroler Bergen versetzt. Deshalb würde ich als Tipp geben, diesen Roman nicht sofort bei Temperaturen über 30 Grad zu lesen, sondern für die Herbst-oder Wintermonate aufzuheben. Ansonsten ein Regionalkrimi, der mich voll überzeugt hat.