großartiger Gletscher-Krimi

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inyanmni Avatar

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Lenz Koppelstätters Roman „Der Tote am Gletscher“ hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Das Cover fand ich schon auf den ersten Blick sehr ansprechend, schwarz/weiß plus eine Farbe ist immer eine Kombination, die mir gut gefällt. Das düstere Bergmotiv passt gut zu den einleitenden Kapiteln des Krimis.

Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe müssen den Mord an einem Einsiedler aufklären, dessen Leiche am Gletscher gefunden wurde. Im Laufe der Ermittlungen kommen die beiden einer Gruppe von Hehlern auf die Spur, die mit Kostbarkeiten handeln, die beim Ötzi-Fund unterschlagen wurden. Der Fall bzw. die beiden Fälle sind clever konstruiert, ohne unglaubwürdig zu wirken, und bis zum Ende fesselnd. Es gibt zwar relativ bald eine Handvoll Verdächtiger, aber auch der Leser erfährt erst ganz am Schluss, wer genau da was angestellt hat.

Die Chemie zwischen den beiden Ermittlern passt wunderbar: Grauner ist alteingesessener Südtiroler, der neben seiner Arbeit bei der Polizei den elterlichen Hof bewirtschaftet; Saltapepe wurde vor knapp einem Jahr aus seiner Heimatstadt Neapel in den Norden strafversetzt. Hier prallen also Welten aufeinander, und genau das machte es so interessant und amüsant zu lesen. Mir sind beide Männer auf ihre Art sehr sympathisch, und auch die anderen Charaktere bei der Polizei und im Schnalstal machen Spaß.

In einem Rezensionsausschnitt unter dem Klappentext heißt es, wenn man die im Roman beschriebene Gegend kenne, werde die Lektüre Heimatgefühle auslösen, und das glaube ich sofort. Ich war noch nie in den Alpen, geschweige denn in Südtirol, aber dank der Lektüre dieses Buches kann ich mir die Gegend lebhaft vorstellen. Dem Autor gelingt es in bewundernswerter Weise, alle Sinne des Lesers anzusprechen: neben regionaltypischen Speisen werden zum Beispiel der Geruch während des Rosenkranzbetens und der Klang einer Mahlerschen Sinfonie beschrieben, und auch der lokale Dialekt wird in verträglichen Dosen eingestreut.

Schon in diesem Buch wird deutlich, dass es noch ein Geheimnis um den Mord an Grauners Eltern gibt, und auch Saltapepes Vergangenheit bietet Stoff für weitere Romane. Der Untertitel „Ein Fall für Commissario Grauner“ deutet ja schon an, dass mehr in Planung ist. Ich hoffe, dass dieser Südtirol-Krimi auch bei anderen Lesern Anklang findet und wir in den Genuss weiterer Bände aus dieser Reihe kommen dürfen.