Der Wurstelprater und seine Schattenseiten

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In seinem vierten Fall, der mir wieder ein absolutes Lesevergnügen bereitete, ermittelt Inspektor Leopold von Herzfeldt unter Zauberkünstlern und im berühmten Wiener Wurstelprater.

Bei einer Zaubervorstellung endet der spektakuläre Zaubertrick »Die zersägte Jungfrau« tödlich – die junge Assistentin des Zauberkünstlers stirbt tatsächlich vor den Augen des entsetzten Publikums. Inspektor Leopold von Herzfeldt übernimmt die Ermittlungen. Die couragierte Reporterin Julia Wolf, seine einstige große Liebe, ist ihm dabei dicht auf den Fersen. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf eine Reihe von vermissten jungen Frauen, die alle im Prater arbeiteten. Als durch einen Zufall die Leichen der Frauen gefunden werden, hat Leo einen weiteren Fall aufzuklären. Unterstützung erhält Leo wie gewohnt von Augustin Rothmayer, dem skurrilen Totengräber mit Faible für die Geheimnisse der Toten und natürlich von Julia, die sich in große Gefahr bringt.

Beide Fälle sind spannend und fesselnd zugleich und schwer zu durchschauen. Es gibt bei den Ermittlungen viele Verdächtige und so manche Sackgasse. Wechselnde Perspektiven sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Erst kurz vor dem Ende löst sich dann alles auf und endet sehr dramatisch. Den Drahtzieher entlarvt Leo schließlich ganz im Stil von Sherlock Holmes. Pötzsch ist ein sehr guter Geschichtenerzähler, der den Krimi sehr spannend, mit Humor und viel Wiener Flair erzählt. Ihm ist es wichtig, die Zeit in der die Geschichte spielt, möglichst getreu abzubilden und das ist ihm wieder hervorragend gelungen. Sehr zu empfehlen ist sein Nachwort, in dem er wieder viel Wissenswertes über die historischen Hintergründe erklärt. Die neue Erfindung des Kinematographen spielt eine große Rolle und die neuartige Sportart Fußball aus England hält Einzug in Wien.

Was mir an dieser Reihe neben den spannenden Fällen und dem historischen Setting besonders gefällt, sind die sympathischen und vielschichtigen Charaktere. Es hat mir großen Spaß bereitet, Leo, Julia und Augustin erneut bei ihren spannenden Ermittlungen zu begleiten und wieder ein bisschen mehr über sie zu erfahren. Während Leo von den Ermittlungen gefordert wird, kommt er Julia wieder näher. Augustin schreibt an einem neuen Handbuch für die Polizeiarbeit, diesmal gemeinsam mit Leo. Auch steht er wieder mit seinem Rat und seinen Beziehungen zum Prater zu Verfügung. Es gibt auch wieder einige neue skurrile Charaktere aus dem Prater, wie den Bauchredner mit der gruseligen Handpuppe, den bekannten Torwart einer Wiener Mannschaft und die heimliche Bürgermeisterin des Praters.

Ich mag diese historische Krimi-Reihe wegen ihrer liebenswerten und teils skurrilen Charaktere, dem unvergleichlichen Wiener Schmäh, der besonders durch den Dialekt unterstrichen wird und der detaillierten Beschreibungen des historischen Wien. Auch der vierte Band konnte mich wieder voll und ganz überzeugen. Ich fiebere schon dem nächsten Fall entgegen.

Verbesserungspotenzial gibt es kaum, ich habe lediglich passende Auszüge aus dem neuen Buch von Augustin vermisst, die in den anderen Bänden immer den Kapiteln vorangestellt waren.

Fazit: Ein historischer Krimi vom Feinsten, der erneut auf ganzer Linie überzeugt.