Eine spannende und düstere Kriminalgeschichte

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sahra Avatar

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Band 4 der Totengräber-Reihe von Oliver Pötzsch entführt Lesende und – in meinem Fall – Hörende in den Wiener Prater im ausgehenden 19. Jahrhundert. Leopold von Herzfeldt, der als nicht-dialekt-sprechender Adeliger und Jude einigen Vorurteilen und Anfeindungen ausgesetzt ist, muss hier ermitteln. Ausgerechnet beim Zaubertrick „Die zersägte Jungfrau“ erleidet die junge Assistentin des Zauberers einen grausamen Tod. War es die Tat eines neidischen Konkurrenten? Während von Herzfeldt in dieser Richtung ermittelt, verfolgt seine Expartnerin Julia Wolf, eine Reporterin und Fotografin, eine andere Spur. Denn rund um den Prater werden weitere junge Frauen vermisst. Heranwachsende, deren Verschwinden der Polizei nicht gemeldet wurden oder nicht ernstgenommen wurden. Ihnen zur Seite steht Augustin Rothmayer, Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof, der Tote und Todesursachen aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Verstorbenen gut zu lesen weiß. Die Prater-Schausteller scheinen eine eingeschworene Gemeinschaft, ja fast schon eine Parallel-Gesellschaft zur Wiener Bevölkerung zu sein. Mit Hilfe von Autor Pötzsch kann man in dieses Geflecht aus Beziehungen, Kriminalität, Geschäftssinn und oberflächlicher Unterhaltungsmaschinerie wunderbar eintauchen. Sprecher Hans Jürgen Stockerl versteht es meisterhaft, den vielen unterschiedlichen Charakteren mit Stimmmodulation, Artikulation und Dialektvielfalt Leben einzuhauchen. Eine klare Lese- und Hörempfehlung.