Wieder einmal Lesevergnügen pur mit dem Totengräber und seinen Freunden

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druckdeufel Avatar

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1896: In Wien will der berühmte amerikanische Zauberkünstler Charles Banton dem faszinierten Publikum seinen neuen spektakulären Trick vorführen, die zersägte Jungfrau. Doch zu aller Entsetzen verletzt er dabei die Darstellerin tödlich.
In diesem vierten Band der Reihe stellt Autor Oliver Pötzsch wieder einmal unter Beweis, wie meisterhaft er sein Handwerk versteht. Er jongliert mit gruseligen, augenzwinkernden, spannenden Elementen und verzaubert auf diese Weise beinahe spielerisch sein lesendes Publikum. Die Hauptprotagonisten werden geschickt ins Geschehen gebracht, man erfährt gerade genug über sie, um auch ohne Vorkenntnis gut einsteigen zu können.
Man muss sie ins Herz schließen: den zur Zeit von Liebeskummer geplagten Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt mit seinen neumodischen Untersuchungsmethoden, seine Angebetete Julia Wolf, die gerade ihre journalistischen Fähigkeiten entdeckt, und natürlich den verschrobenen, grantigen Totengräber Augustin Rothmayer, der auf dem Zentralfriedhof lebt und akribisch Fakten aus Untersuchungen an Leichen sammelt.
Als dann in einem Waldstück weitere Frauenleichen entdeckt werden, muss das so furchtbar missglückte Zauberstück zunächst zurückstehen, die Ermittlung verlagert sich in den Prater. Im dortigen Trubel begegnen wir skurrilen Schaustellern, meinen, den geschäftigen Lärm und das Gemenge unterschiedlichster Gerüche wahrzunehmen.
Diese Atmosphäre wird scheinbar ähnlich mühelos erschaffen wie der geschichtliche Kontext, beides greift kontinuierlich ineinander und gerät dadurch zu einem überaus homogenen Setting. Auch die Kriminalhandlung passt sich perfekt ein, verstärkt sogar noch das Gefühl, sich ganz und gar in die Zeit des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts fallen lassen zu können.
Ein weiteres Lob gebührt dem Aufbau des Romans. Komplex, in sich logisch, jedes Detail sitzt. An wechselnden Schauplätzen jagen sich die Ereignisse, agieren echt wirkende Menschen und unterhalten sich in glaubhaften Dialogen.
Erfreulicherweise gibt es Pläne vom Prater, eine Liste der Personen und auf den letzten Seiten das Glossar für diejenigen, denen österreichische Ausdrücke wenig geläufig sind.
Das überzeugt, das macht Spaß. Und fliegt viel zu schnell vorbei.
Aber es wird sicher nicht der letzte Band gewesen sein: Oliver Pötzsch wird weiter zaubern, auf seine Art.