Wohnen im Albtraum

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mimi1994 Avatar

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In Der Tower erzählt Ivar Leon Menger die Geschichte der jungen Galeristin Nova, die scheinbar vom Schicksal belohnt wird: Nach dem Verlust von Job, Freund und Wohnung bekommt sie die Chance, ein Jahr mietfrei im hochmodernen Pramtower in Berlin zu leben. Was zunächst wie ein Neuanfang im Luxus erscheint, entwickelt sich bald zu einem beunruhigenden Albtraum.

Die Atmosphäre des Romans ist von Beginn an düster und angespannt. Der Pramtower wird nicht nur zum Schauplatz, sondern zum beklemmenden Mitspieler der Handlung – ein hochvernetztes, smartes Gebäude, das alles beobachtet und kontrolliert. Die Nachbarn verhalten sich zunehmend seltsam, es kursieren Gerüchte über die verstorbene Vormieterin, und Nova wird das Gefühl nicht los, dass etwas mit dem Tower ganz und gar nicht stimmt.

Menger versteht es meisterhaft, Spannung durch psychologische Mittel aufzubauen. Ohne viel Blutvergießen entsteht ein Gefühl der Isolation, Paranoia und Hilflosigkeit, das die Lesenden fesselt. Die Kapitel sind kurz, die Sprache präzise und temporeich, was den Sog der Geschichte verstärkt.

Der Thriller greift aktuelle Themen wie Überwachung, soziale Kontrolle und digitale Abhängigkeit auf, ohne belehrend zu wirken. Stattdessen entsteht eine packende Mischung aus moderner Gesellschaftskritik und beklemmender Unterhaltung.

Der Tower ist ein intelligenter, atmosphärisch dichter Thriller, der unter die Haut geht. Für Fans von Black Mirror, Das Haus von Jonas Winner oder psychologischen Kammerspielen ist dieser Roman ein echter Geheimtipp.