Fazinierend und humorvoll

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kainundabel Avatar

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In all den Jahren hat mich selten eine Leseprobe derart fasziniert wie die von Emanuel Bergmanns „Der Trick“. Welch eine Sprache, einfach und doch so eindrücklich, bildhaft, humorvoll, ernst und heiter zugleich, lakonisch und überaus treffend.
Prag, unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkriegs: Das jüdische Ehepaar Laibl und Rifka Goldenhirsch lebt in ärmlichen Verhältnissen, als der Mann zum Militär einberufen wird. Wunderbar, wie Bermann die Beziehung der beiden beschreibt, wenn es etwa heißt, dass Rifka mit Verwunderung zur Kenntnis nahm, dass ihr Ehemann „im Sinne der Haushaltsführung vollkommen nutzlos gewesen war. Dennoch fehlte er ihr. Noch nie hatte sie etwas so Unnützes mit solcher Leidenschaft vermisst“.
Ja, sie lieben einander, er erfüllt seine ehelichen Pflichten, die erhoffte Schwangerschaft mit einem Sohn bleibt dennoch aus. Während seiner Abwesenheit scheint ein anderer dafür gesorgt zu haben. Nach seiner Heimkehr von der Front versucht Rifka ihm ihren Zustand als Folge einer unbefleckten Empfängnis plausibel zu machen, für die es ja ein sattsam bekanntes Vorbild gibt. Herrlich! Das scheint ein ganz besonderer Roman zu sein.
Auch wenn mir die einheitliche Covergestaltung der Diogenes-Bücher nicht unbedingt zusagt, ist der Ausschnitt aus einem Plakat von 1915 als Umschlagillustration mit sicherem Gespür für den Inhalt ausgewählt worden.