Langatmig und vorhersehbar

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jacky1304 Avatar

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Kurz vorweg: von Herrn Strobel bin ich besseres gewohnt. „Der Trip“ ist leider der erste Roman von ihm, der mich ziemlich enttäuscht hat. Warum, erläutere ich gleich genauer.

Evelyn ist Psychologin und unterstützt das Landeskriminalamt bei ihren Ermittlungsarbeiten in Morddelikten. Doch seit vor zwei Jahren ihr Bruder Fabian mit seiner Frau im Frankreich-Urlaub verschwand, ist sie nicht mehr dieselbe. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden, die Ermittlungen wurden lange eingestellt - doch nun scheint es eine Verbindung zur aktuellen Mordserie des „Campers“ zu geben. Und Evelyn entreißt es den Boden unter den Füßen.

Die komplette Story war leider ziemlich vorhersehbar. Eigentlich bin ich es von Herrn Strobel gewohnt, dass er zahlreiche Wendungen einbaut und der Leser irgendwann gar nicht mehr weiß, was er glauben soll, weil ständig neue Täter infrage kommen. Das war hier nicht der Fall. Ich wusste bereits nach ca. einem Drittel, wohin die Reise gehen wird. Ab da habe ich an Evelyns Wahrnehmung gezweifelt. Wie solch eine labile und manipulierbare Frau von der Polizei um Mithilfe gebeten werden kann, ist mir ein Rätsel.
Sicher geht ein solches Schicksal an keinem spurlos vorbei - trotzdem war mir ihr Gejammer irgendwann einfach zu viel. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und brachten die Story nicht wirklich voran.
Die detaillierten Schilderungen von Evelyns Albträumen hätte es für mich nicht gebraucht. Gefühlt arbeitet diese Frau zwei Stunden am Tag, fährt dann nach Hause, legt sich aufs Sofa, fällt in einen unruhigen Schlaf, bevor sie dann um die Häuser zieht und zu viel Alkohol konsumiert.

Normalerweise freue ich mich immer über Perspektivwechsel. Hier konnten mich die kurzen Passagen aus Tätersicht aber nicht überzeugen. Sie wirkten für mich eher als Platzhalter und erschlossen sich für mich nicht.

Die Kapitel sind, wie man es vom Autoren kennt, kurz und flüssig zu lesen. Aber für mich fehlten die so bekannten Cliffhanger am Kapitelende. Einige Versuche waren da, die Umsetzung aber eher schwach.

Warum habe ich trotz zahlreicher Kritikpunkte doch noch 3 Sterne vergeben? Gute Frage. Ich mag das Cover und die Grundidee hat mir auch gefallen. Dass ich innerhalb weniger Tage durch die Geschichte gekommen bin, liegt Schreibstil. Der gefällt mir einfach. Und sicherlich gab es auch einen (halben) Stern zusätzlich, weil ich die Hoffnung habe, dass mich sein nächstes Buch wieder überzeugen wird.

Diesmal leider eher mau, schade.