Leichte und (ent)spannende Unterhaltung

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nordlicht Avatar

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Inhalt
Die forensische Psychologin Evelyn Jancke hat es nicht verkraftet, dass ihr geliebter Bruder Fabian und dessen Frau vor zwei Jahren während einer Reise nach Frankreich mitsamt ihrem Wohnmobil spurlos verschwunden sind. Sie wird von Alpträumen gequält und versucht, sich mit zu viel Alkohol und flüchtigen Männerbekanntschaften abzulenken.
Als sie von ihrem früheren Partner und jetzigen Freund, dem Polizisten Gerhard Tillmann bei der Ermittlung in einer Mordserie um Unterstützung gebeten wird, gerät ihre Welt noch mehr aus den Fugen. Der Täter, von der Polizei „der Camper“ genannt, tötet auf Campingplätzen scheinbar wahllos Menschen; das Phantombild, das mithilfe eines überlebenden Angegriffenen erstellt wird, zeigt einen Mann, der eine auffällige Ähnlichkeit mit ihrem Bruder Fabian hat. Einerseits hofft Evelyn, dass ihr Bruder noch lebt, andererseits fürchtet sie, er könne sich durch eventuell erlittene Traumata so verändert haben, dass er fähig ist, Morde zu begehen. Sie sieht sich verpflichtet, auf eigene Faust nach ihm zu suchen…


Beurteilung
Evelyn Jancke ist keine besonders sympathische Protagonistin, sie scheint die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben und wirkt manchmal zickig, unberechenbar und hysterisch. Dennoch kann man sich bis zu einem gewissen Grad in ihre Persönlichkeit und Verhaltensweisen hineinversetzen, vor allem, als sie seltsame Textnachrichten erhält, die von ihrem Bruder zu stammen scheinen. Auch ihr Freund Gerhard Tillmann ist schwer zu beurteilen, er will Evelyn helfen, spielt aber nicht mit offenen Karten.
Der Autor baut geschickt einige unerwartete Wendungen in die Handlung ein, der Leser weiß nicht mehr, wem er trauen kann und muss mehrfach seine Theorien verwerfen. Durch die kursiv gedruckten Kapitel, die aus der Perspektive des „Campers“ erzählt werden, gewinnt der Leser einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, indem das Motiv für die nächtlichen Überfälle auf den Campingplätzen verdeutlicht wird. Dabei ist es nicht schwierig, sich in den Täter hineinzuversetzen und die Taten zwar nicht gutzuheißen, aber dennoch nachzuvollziehen. Hier thematisiert der Autor ein durchaus aktuelles gesellschaftliches Problem, das in der Presse immer wieder zur Sprache kommt.
Die Handlung ist nicht in allen Details realitätsnah, so erscheint es merkwürdig, dass eine Psychologin in einer psychisch so labilen Verfassung wie Evelyn nicht von der Behandlung eines Frauenmörders, der sie mehrfach gezielt provoziert, abgezogen wird. Nichtsdestotrotz bietet „Der Trip“ aber wendungsreiche und spannende Unterhaltung.


Fazit
Leichte und (ent)spannende Unterhaltung für heiße Sommertage!