Spiel mit Erwartungen

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la calavera catrina Avatar

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"Der Trip" beginnt sehr vielversprechend und packend. Ein Ehepaar freut sich auf den Urlaub in Frankreich, doch eine Wildunfall bremst sie wortwörtlich aus. Als ihnen Hilfe angeboten wird, nehmen sie diese dankend an und verschwinden spurlos. Zwei Jahre später bringt eine brutale Mordserie in Norddeutschland die Soku Camping hervor. Bereits fünf Menschen wurden auf Camping- oder auf Wohnmobilstellplätzen brutal getötet. Evelyn ist forensische Psychologin und unterstützt die Soku mit ihrem Fachwissen. Sie ist eine Einzelgängerin, seit ihr Bruder Fabian und seine Frau vor zwei Jahren spurlos verschwunden sind. Ermittler Tillmann ist ein guter Freund und ehemaliger Geliebter. Auf einem Phantombild des Täters glaubt Evelyn ihren Bruder zu erkennen. Ist er etwa der Camping-Killer?

Arno Strobel spielt in diesem Psychothriller mit dem Wunsch zu erfahren, was mit geliebten, vermissten Personen passiert ist. Dafür stehen nur wenige handelnde Personen im Zentrum des Geschehens. Trotzdem gibt es falsche Fährten und man fragt sich eins ums andere mal, wer hier eigentlich lügt. Evelyn ist dabei authentisch „durch den Wind“ und kann kaum mehr ihr psychologisches Fachwissen anwenden - schon gar nicht bei sich selbst. Immer mehr Details, die ans Licht kommen, lassen sie an ihrem Verstand zweifeln und zeigen, dass man bei einer persönlichen Verstrickung in einem Fall unmöglich objektiv bleiben kann. Sehr auffällig ist der Kniff am Anfang, wahrlich gerissen wird mit den Erwartungen des Lesers gespielt, die dann nicht so erfüllt werden, wie gehofft. Denn der Thriller läuft in eine ganz andere Richtung. Insgesamt bietet Strobel gute Unterhaltung. Stets wird Neugier geweckt und man will wissen, wie es weitergeht. Dabei bewegt sich die Handlung ungewöhnlich gedrosselt linear voran, während eingeschobene Kapitel aus der Perspektive des Täters erzählen. Leider bremst diese einfach gehaltene Struktur die Spannung aus. Wie in einem endlosen Kreis dreht sich alles um Evelyn, ihren Bruder und ihren Freund Tillmann, weshalb auch die Auflösung eher enttäuschend war. Nicht Strobels beste Performance, aber trotzdem unterhaltsam und gut geschrieben.