Ein Buch das Raum zum Spüren, Begreifen und Staunen lässt
Gabriele von Arnim hat sich auf die Suche gemacht. In ihrem neuen Buch fragt sie nach dem Sinn. Wie schaffen wir es, dem unberechenbarer werdenden Weltenlauf zu begegnen, ohne in die Knie zu gehen? Wie begegnen wir den täglichen Schreckensszenarien, die sich ungefiltert ihren Weg bahnen, hinein in unsere Dünnhäutigkeit?
Sie schlägt vor Schönheit zu kultivieren. Uns mit Dingen zu umgeben, die eine besondere Bedeutung für uns haben. Eine Postkarte, die unser Herz erwärmt hat. Dieser knallige Schal, der in lila und orange um die Wette leuchtet. Ein kleines Blumenarrangement, das uns berührt. Der Himmel, der nur im Herbst in diesem azur leuchtet und diesen einzigartigen Kontrast zum müder werdenden Laub schafft. Uns mit kleinen Alltagsinseln aus Schönheit zu umgeben, die die Aussicht auf Vergänglichkeit und Zerfall ein wenig leichter machen.
Sie spricht von ihrer Kindheit, dem väterlichen Patriarch und der mütterlichen schönen Angepasstheit. Die beiden ersten Menschen in ihrem Leben, die ihr keine Nähe schenken konnten. Er, weil Indianer nun mal keinen Schmerz kennen, sie, weil sie selbst zu bedürftig war.
“Bloß nichts fühlen.”
…und die zu werden, die ich seit langem werden will: eine heitere Alte, die dem Kindheitsgebot des “Bloß nichts fühlen” ein gänzlich pathosfreies “Hach” entgegenschleudert und die Gelassenheit ins Jetzt einlädt. S. 39
Mein Leben war ein kleiner Raum, den andere möblierten. Mit ihren Gedanken und Vorstellungen. S. 68
Auf Seite 108 gibt mir die Autorin einen wundervollen Einblick in ihr Zuhause, mit allem was ihr wichtig ist. Die kleinen Dinge, die sie von ihren Reisen mitgebracht, oder geschenkt bekommen hat.
Schon auf Seite 26 erwischt Gabriele von Arnim mich, macht mein Mitgefühl mit ihr so groß, dass ich vorbehaltlos weine. Zehn Seiten später knurrt mir wohlig der Magen, weil sie, in eine perfekt in Knoblauch gebratene Garnele, mit wenigen Tropfen Zitrone sanft beträufelt beißt, und dabei glücklich ächzt. Auch gutes Essen ist für sie unbedingt ein Ausdruck von Schönheit.
Auf Seite 42 spüre ich Gänsehaut weil
das Kind ein giftspuckender Tintenfisch werden will, der die Hand der Mutter abwehrt. Weil jede Liebkosung der Mutter sich anfühlt, wie ein Angriff. Weil die Mutter nicht zärtlich liebt, sondern Zärtlichkeit begehrt, weil sie nicht geben kann, was sie selbst nie bekam. Weil sie verzweifelt braucht.
Und dann trifft sie mich auf Seite 127 wieder mitten ins Herz, als das Tochterfamilientreffen wegen Corona ausfällt, und Gabriele von alten Ängsten aufgerieben zurücklässt. Die Buchstaben verschwimmen, bis sich ein paar Tränchen lösen und ich kurz tief Luft hole.
Atmen. Einatmen, ausatmen. Atmen
Einige Seiten lang dachte ich an die japanische Art der Keramikreparatur, auf Seite 209 spricht auch sie davon. Gebrochenes Porzellan wird mit Gold gekittet. Daraus entstehen wundervolle, versehrte Einzelstücke, deren Schönheit und Einzigartigkeit eher hervorgehoben werden und ich sehe die Autorin vor mir.
Fazit: Ein wundervolles Buch für alle, die sich nach einem Sinn, in einer Welt fragen, in der so vieles sinnlos erscheint. Ein Buch, das Raum zum Spüren, Begreifen und Staunen lässt. Mich hat es sehr angesprochen, weil ich meine eigenen Parallelen gefunden habe, zu Gabriele von Arnims “So sein”.
Sie schlägt vor Schönheit zu kultivieren. Uns mit Dingen zu umgeben, die eine besondere Bedeutung für uns haben. Eine Postkarte, die unser Herz erwärmt hat. Dieser knallige Schal, der in lila und orange um die Wette leuchtet. Ein kleines Blumenarrangement, das uns berührt. Der Himmel, der nur im Herbst in diesem azur leuchtet und diesen einzigartigen Kontrast zum müder werdenden Laub schafft. Uns mit kleinen Alltagsinseln aus Schönheit zu umgeben, die die Aussicht auf Vergänglichkeit und Zerfall ein wenig leichter machen.
Sie spricht von ihrer Kindheit, dem väterlichen Patriarch und der mütterlichen schönen Angepasstheit. Die beiden ersten Menschen in ihrem Leben, die ihr keine Nähe schenken konnten. Er, weil Indianer nun mal keinen Schmerz kennen, sie, weil sie selbst zu bedürftig war.
“Bloß nichts fühlen.”
…und die zu werden, die ich seit langem werden will: eine heitere Alte, die dem Kindheitsgebot des “Bloß nichts fühlen” ein gänzlich pathosfreies “Hach” entgegenschleudert und die Gelassenheit ins Jetzt einlädt. S. 39
Mein Leben war ein kleiner Raum, den andere möblierten. Mit ihren Gedanken und Vorstellungen. S. 68
Auf Seite 108 gibt mir die Autorin einen wundervollen Einblick in ihr Zuhause, mit allem was ihr wichtig ist. Die kleinen Dinge, die sie von ihren Reisen mitgebracht, oder geschenkt bekommen hat.
Schon auf Seite 26 erwischt Gabriele von Arnim mich, macht mein Mitgefühl mit ihr so groß, dass ich vorbehaltlos weine. Zehn Seiten später knurrt mir wohlig der Magen, weil sie, in eine perfekt in Knoblauch gebratene Garnele, mit wenigen Tropfen Zitrone sanft beträufelt beißt, und dabei glücklich ächzt. Auch gutes Essen ist für sie unbedingt ein Ausdruck von Schönheit.
Auf Seite 42 spüre ich Gänsehaut weil
das Kind ein giftspuckender Tintenfisch werden will, der die Hand der Mutter abwehrt. Weil jede Liebkosung der Mutter sich anfühlt, wie ein Angriff. Weil die Mutter nicht zärtlich liebt, sondern Zärtlichkeit begehrt, weil sie nicht geben kann, was sie selbst nie bekam. Weil sie verzweifelt braucht.
Und dann trifft sie mich auf Seite 127 wieder mitten ins Herz, als das Tochterfamilientreffen wegen Corona ausfällt, und Gabriele von alten Ängsten aufgerieben zurücklässt. Die Buchstaben verschwimmen, bis sich ein paar Tränchen lösen und ich kurz tief Luft hole.
Atmen. Einatmen, ausatmen. Atmen
Einige Seiten lang dachte ich an die japanische Art der Keramikreparatur, auf Seite 209 spricht auch sie davon. Gebrochenes Porzellan wird mit Gold gekittet. Daraus entstehen wundervolle, versehrte Einzelstücke, deren Schönheit und Einzigartigkeit eher hervorgehoben werden und ich sehe die Autorin vor mir.
Fazit: Ein wundervolles Buch für alle, die sich nach einem Sinn, in einer Welt fragen, in der so vieles sinnlos erscheint. Ein Buch, das Raum zum Spüren, Begreifen und Staunen lässt. Mich hat es sehr angesprochen, weil ich meine eigenen Parallelen gefunden habe, zu Gabriele von Arnims “So sein”.