Den Schein wahren

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sofie Avatar

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England, 1912. Es ist Emerald Torringtons Geburtstag, doch so richtig kann sie sich nicht auf das kleine Fest mit ihrer Familie und einer Jugendfreundin freuen, denn ihr geliebtes Zuhause, das Anwesen Sterne, ist bedroht. Die Familie Torrington ringt nach dem Tod des Familienoberhaupts trotz der erneuten Heirat der Mutter Charlotte um die Wahrung ihres Standes und des Familienanwesens. Deshalb soll auf der Geburtstagsfeier alles glatt laufen und vor allem der Schein gewahrt werden. Doch ein Zugunglück in der Nähe bringt alles durcheinander, denn die Überlebenden sollen ausgerechnet auf Sterne untergebracht werden. So fallen innerhalb einer Nacht immer mehr Konventionen und das Chaos nimmt seinen Lauf…
Eigentlich sind historische Romane überhaupt nicht mein Genre, doch dieser hier hat mich wirklich begeistert. Allerdings handelt es sich auch nicht um einen gewöhnlichen historischen Roman. Sadies Jones Sprache ist toll. Detailreich schildert sie die Familie und ihre Verbindungen untereinander, die Charaktere, die durch kleine, feine Andeutungen deutlich werden und vor allem das Schicksal der Torringtons. Dabei findet sich aber oft auch ein kleiner ironischer Unterton, gerade wenn es um die Bräuche und Verhaltensweisen der adligen Familie geht. Gleichzeitig bedient sich die Autorin aber auch eines wunderbar trockenen Humors, der mich einige Male sogar laut auflachen lassen hat, was ich von einem solchen Roman vorher wirklich nicht erwartet hätte. So gefiel mir zum Beispiel der „aufgebrachte Wimpernschlag“ von Emerald, den ich bei Gelegenheit auch mal versuchen muss… Auch die Charaktere sind toll, besonders hat mir das jüngste Mitglied der Torringtonfamilie, Smudge, gefallen. Sie ist einfach wunderbar verrückt und skurril, aber gerade deswegen liebenswert.
Im letzten Teil des Romans kommt dann noch ein Element hinzu, das recht überraschend ist und das ich deshalb an dieser Stelle auch nicht verraten will. Es trägt aber nochmal einiges zur Spannung bei, obwohl die Handlung des Romans nur etwa 24 Stunden umfasst.
Positiv hervorheben möchte ich hier auch noch das Cover. Auch das ist wie ich finde besonders gelungen und mir sofort ins Auge gesprungen. Es wirkt sehr edel und repräsentiert gleichzeitig das, was die Familie die ganze Zeit versucht: nach außen einen guten Eindruck zu machen.
Kurzum, ich kann das Buch nur empfehlen, auch gerade Leuten, die wie ich sonst keine historischen Romane lesen. Volle Punktzahl!