Trauma und Schweigen

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josephine5 Avatar

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Das Buch "Der unsichtbare Elefant" hat mich schon auf den ersten Seiten gepackt und wirkt weit über einen gewöhnlichen Kriminalfall hinaus. Es ist ein tief psychologischer Roman über Verletzungen, die nie heilen durften, und die Spuren, die europäische Traumata in Familien hinterlassen.
Die Leseprobe beginnt mehr als dramatisch mit dem Schockmoment, als die Anwältin María beobachtet, wie sich ihr Kollege Thomas Siebenmorgen in den Tod stürzt. Der Schreibstil ist angenehm, fordernd und stellenweise sehr bildlich. Die Erzählweise aus der Sicht von María sorgt für eine sofortige persönliche Betroffenheit, da sie nicht nur den Sturz, sondern auch die Verzweiflung und Hoffnung bei Thomas beobachtet.
Es geht nicht nur darum, den Suizid aufzuklären, sondern zu verstehen, was Thomas in den Tod getrieben hat.
Besonders beeindruckt mich die Erzählweise aus drei unterschiedlichen Perspektiven (María, der professionelle Helfer Viktor und der Staranwalt Simon), die alle versuchen, die Wahrheit zu ergründen. Die Leseprobe macht das Thema des Buchtitels – der "unsichtbare Elefant" – sofort spürbar: das Unsichtbare, das im Raum steht, das keiner sehen will und doch alles bestimmt. Dies spiegelt wider, wie sehr europäische Traumata wie Krieg, Flucht, Schuld und Schweigen bis heute in Familien nachwirken – ein Thema, das mich persönlich nachdenklich stimmt und das ich als sehr wichtig empfinde.
Das schlichte, aber dramatische Cover passt perfekt zur Leseprobe, die eine besondere, ruhige Spannung erzeugt.