Einer oder eine ganze Herde

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billaschmitz Avatar

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Der Titel ist hier Programm, denn zusammen mit Maria, Viktor und Simon, die alle verschiedene Motivationen haben, suchen wir mindestens einen Elefanten. Und finden noch einige mehr. Was sich hier ein bisschen flapsig anhört, ist aber ein tiefgehender subtiler Roman über scheinbar unsichtbare Nachwirkungen der eigenen Familiengeschichte. Hintergrund ist, dass Thomas, ein begabter aber mäßig erfolgreicher Anwalt während seiner Arbeitszeit Suizid begeht, oder einen Unfall hat, je nachdem wie man das sehen möchte. Völlig unerklärlich und unerwartet für die Familie, Kollegen und alte Freunde ... wobei... ist es wirklich unerklärlich? Und je länger man liest, desto mehr zeigt sich der Elefant - erschreckend banal und wohlbekannt. In den Nebenhandlungen erscheinen so einige mehr, aber nur in Sichtweite, nicht näher. Was sonst noch bemerkenswert an diesem Roman ist,ist, dass er sehr kurzweilig, menschlich und dennoch nicht zu schwer ist. Die Protagonisten sind real greifbar, keine Superhelden oder Superschurken, sondern ganz "normal". Mit Vogelkunde, Flugzeugwissen, Niederrheinliebe und dem Künstler Beuys garniert, was sich hier zugegebenermaßen wilder liest, als es tatsächlich ist. Es ist ein Roman, den man nochmal lesen kann,um vielleicht noch viel mehr kleine und feine Pointen rauslesen zu können, als es beim ersten Mal gelingt, weil man ja da gespannt auf die Auflösung wartet. Aber man bekommt durchaus sofort mit, dass der Autor Parabeln, Anekdoten und Analogien einstreut, um das große Thema anschaulich zu machen. Ein unaufgeregtes, schönes Buch, welches zum Nachdenken anregt und einlädt, nach einem unsichtbaren Elefanten in seinem Umfeld zu suchen. Aber Vorsicht, um Beuys und das Buch zu zitieren: Wer denkt, fliegt raus.