Selbstmord? Aufklärung Schicht für Schicht.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
leseclau Avatar

Von

Thomas Siebenmorgen stürzt vor den Augen einer Kollegin in den Tod. Gewollt? Oder hat er eigentlich in letzter Sekunde einen Rückzug gemacht, der nicht erfolgreich war? Zuerst unabhängig voneinander, später gemeinsam, machen sich drei Personen auf, um zu verstehen, was Thomas wohl zu seinem (letzten) Schritt veranlasst hat.

Und dies ist zunächst sehr interessant zu lesen, weil die Perspektiven der drei so unterschiedlich sind und sich dadurch auch erzählerisch gut ergänzen: Maria, als Kollegin, die Thomas viel zu verdanken hat; Victor als Teil des KIT, der Thomas und dessen Familie von früher kennt und schließlich Simon, der als Vertreter der Anwaltskanzlei, in der Thomas arbeitete, den Fall klären soll. Alle drei tauchen in das Leben von Thomas ein. Es geht um Fairness, um Einsamkeit, um Angst. In diesen Momenten spürt man, dass sich der Autor sehr gut in der Welt der großen Kanzleien auskennt. Manchmal ist der Büroalltag fast zu punktgenau erzählt, so dass ich mich wie im Büro fühlte. Das ist für mich gleichzeitig Stärke und Schwäche des Buchs, denn so sehr ich einen Realitätsbezug schätze, muss eben doch nicht jedes Detail ausformuliert werden.

Ja, und dann wird – um die Zwänge des Thomas´ zu verstehen - die Geschichte der Siebenmorgens ausgepackt. Das ist für mich nicht harmonisch eingebettet in die Geschichte und nimmt sehr viel Raum ein. Dieser Teil scheint dem Autor (vielleicht durch die eigene Familiengeschichte (?) unglaublich wichtig zu sein. Dabei verliert mich das Buch, das mich anfangs wirklich gefesselt hat.

Um noch eins drauf zu setzen wird immer wieder Bezug zu Joseph Beuys genommen – auch das scheinbar ein Anliegen des Autors, das aber die Geschichte verzettelt.

Gefühlt habe ich zwei Bücher gelesen, von denen mich eins begeistert und eins verloren hat.

Optisch gefällt es mir gut, dass die Kapitel immer wieder auf das Cover Bezug nehmen. Solche Kleinigkeiten freuen mich. Leider ist die Bindung des Buchs qualitativ nicht ganz hochwertig, schlägt man das Buch weit auf, lösen sich einzelne Seiten.