Transgenerationales Trauma

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_talia_ Avatar

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Das Cover finde ich sehr gelungen. Eine Person, die ins Nichts fällt - Dies gibt bereits einen guten Vorgeschmack auf den Inhalt des Buches.
Die Einordnung des Buches in ein Genre finde ich schwierig. Ich vermute, dass man es am besten als Gegenwartsliteratur bezeichnen kann. Aufgrund des Klappentextes und des Untertitels "Chronik eines Falles" habe ich zunächst vermutet, dass es sich um einen Krimi handelt. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Zentrale Frage ist natürlich das "Warum". Warum stand Thomas hinter dem Geländer? Warum hat er sich nicht helfen lassen? Warum hat er nicht mit jemanden geredet? Auch wird die Frage aufgeworfen, ob Schmerz über Generationen hinweg weitergegeben werden kann (transgenerationales Trauma) und wie die Generationen mit diesem Schmerz jeweils umgehen. Dieser Schmerz wird immer mehr zum Thema des Buches.
Hauptsächlich wird das Buch aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt (eine Arbeitskollegin, ein Seelsorger und ein weiterer Anwalt, der den Vorfall aufklären soll). Nach und nach fließen jedoch immer weitere Perspektiven ein, die alle mal mehr mal weniger große Überschneidungen aufweisen.
Durch die vielen (sehr) kurzen Kapitel kann man jederzeit gut pausieren und bleibt beim Lesen motiviert. Die Sprache fand ich überraschend einfach und gut leserlich.
Nach wie vor bin ich unentschlossen, ob ich das Ende als ein offenes Ende beschreiben soll oder nicht. Es ist kein klassisches Happy End, aber ein schöner Abschluss.