kein Thriller- unlogisch und verworren-

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just-dreams Avatar

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Habe von Katzenbach einige Bücher auf Englisch gelesen. Dieses ist wohl mein erstes auf Deutsch - und wird es auch wohl bleiben.


Mir fehlt die Stimmung, die seine Bücher im Englischen haben. Da driftet man hinein und versucht mit der Hauptperson der Situation zu entfliehen. Ist hier nicht so.

Hier- in diesem Buch- steckt man im Kopf des Psychotherapeuten, der sich in schier endlos langen, verschachtelten Sätzen durch seine Gedanken trudelt, die wohl den Übersetzer zum verzweifeln brachten. Da wird dann mal eben grammatikalisch reflexiv auf die falsche Person zurückgebeugt, was mich im Satz stocken lässt... weil es keinen Sinn ergibt. Ist wohl ein Problem, wenn der Denker ein Mann ist, das Objekt ein Mann ist und der Ort sächlich, Also zweimal "he" gekoppelt mit einem "it" im englischen Original führt zu Übersetzungstohuwabu auf Deutsch.

Hinweis für Leser/innen: denkt euch ab und zu mal ein "dessen" oder "deren" statt des übersetzten "sein" - dann passt das schon.

Wenn das Geschwafels des Psychotherapeuten Ricky mal in Handlung umschlägt, ändert sich der Schreibstil nicht ins aktive.
Oder anders ausgedrückt: Man kann einen Lauf als atemlos, verstört und um Luft ringend beschreiben oder halt als "er läuft"..
der Psychotherapeut läuft...

Gefühlt ist da nie Aktion drin. Es liest sich oft wie ein Handlungsablauf oder eine Versuchsbeschreibung - schlicht langweilig und staubtrocken (wer Spannung will muss wohl zu Lee Child und Harlan Coben greifen).

Was mich am meisten gestört hat, sind Recherchefehler.

Nein, Psychotherapiesitzungen laufen nicht so ab, wie Katzenbach das beschreibt - kann ich beschwören.

Er hat sich ja nicht mal die Mühe gemacht festzustellen, dass es inzwischen drei Sorten davon gibt und nicht nur zwei -wie seine Hauptfigur schwafelt. Natürlich gibt er die zwei genannten auch noch falsch wieder.

Von der banalen mit Vorurteilen belasteten Denkweise: Landmenschen sind dumm, die lesen kein Shakespeare, verstehen das gar nicht ... wer durch einen Schiebereien Geld verliert als Millionäre würde niemals Rachepläne schmieden...

Dann die Hauptfigur Ricky - angeblich intelligenter Psychotherapeut, der sich ja schon mal in so einer Situation befunden hat.

Zum Beispiel in der Situation am Bahnhof, wo er wohl am Gleis überfallen wurde und ins Gleisbett gestoßen werden sollte- oder so. Kam wohl im Vorgängerband vor erwähnt die Hauptfigur, während sie direkt an der Bahnsteigkante steht.

Logisch? Ja sicher! Wer sich die Finger einmal am heißen Herd verbrannt hat, legt die Finger ja auch wieder darauf. Ein normaler Mensch nicht - die Hauptfigur hier schon

Steht am Bahngleis und erinnert sich, schaut sich dann um, ob wer böses da ist, geht danach erst einige Schritte zurück. Ein normaler Mensch mit dem Erfahrungswert "man hat mich schon mal ins Gleis stoßen wollen, um mich zu töten" würde gar nicht erst ans Gleis so nah herantreten...weil er halt logisch denkt und die mögliche Gefahrensituation von vornherein vermeidet.

Im Übrigen gibt es auch in den USA diese Markierungen, dass man nicht zu nah ans Gleis geht, um nicht vom Zug erfasst zu werden. Hätte man recherchieren können ...


Je weiter man im Buch vordringt, desto abstruser werden die Zufälle, die Logik der Personen und die Geschichte selbst. Zum Ende wird es zur Posse oder halt Klamauk. Ich habe jedenfalls schallend bei der Problemlösung gelacht. Für mich ist es keine Lösung sondern ein "Cliffhanger" um noch einen Band basteln zu können.

Hinweis für Leser: die Seiten über Sinn und Sinnlosigkeit, die der Psychotherapeut im Gefängnis mit dem Polizisten führt, darf man überblättern, Sie dienen nur zum Füllen von Seiten , nicht der Geschichte.

Für mich war dieses Buch viel Blabla, wenig Spannung, teilweise gähnend langweilig und von einem Thriller so weit entfernt wie eine Sanduhr. Wobei letztere (ja, genau die Sanduhr) mir manchmal mehr Verstand zu haben scheint, als die Hauptfigur dieses Buches.

Kurz: Kann man getrost im Laden lassen und was besseres lesen.