Kleine Wunder, große Wirkung

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selena_riddle Avatar

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"Der Vertraute" war mein erstes Buch von Leigh Bardugo und es wird gewiss nicht mein letztes gewesen sein. Mit ihrer Schreibkompetenz konnte sie mich sofort einfangen, bereits die ersten Seiten haben mich direkt abgeholt und einen Sog aufgebaut, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Der Schreibstil ist eine wahre Kunst und hat mich von Anfang bis Ende begeistert. Dadurch wurde eine Atmosphäre geschaffen, die mich nicht mehr losgelassen hat.

Die Geschichte beginnt ruhig und wird fortlaufend auch ruhig erzählt und entwickelt sich langsam, Action sucht man hier eher vergebens. Was nicht bedeutet, dass keine Spannung aufkommt, denn auch die kommt, besonders zum Ende hin, nicht zu kurz.

Das Augenmerk liegt auf die Einführung und Vorstellung der verschiedenen Charaktere und insbesondere deren Entwicklung. Neben der Atmosphäre hauchen sie der Geschichte Leben ein. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Päckchen zu tragen, was ihnen Authentizität und Tiefe verleiht – kurzum: Sie sind sehr gut ausgearbeitet.

Auch das hat bei mir für Spannung gesorgt: Es wird nicht sofort alles zu jedem Charakter auf dem Silbertablett serviert, sondern man erfährt viele Informationen und Hintergründe nach und nach. Dieses Maß hat mir sehr gefallen, denn so kam auch die Handlung nicht zu kurz, sondern wurde kontinuierlich vorangetrieben.

Mein Empfinden nach war das Erzähltempo deshalb genau richtig, denn so konnte ich mich in die Geschichte mit ihren doch komplexen Themen einfinden und ihr folgen.

Schwierigkeiten hatte ich mit einigen spanischen Namen und Begrifflichkeiten, die mich des Öfteren verwirrt haben, weswegen ich hier und da nochmal zurückgeblättert und nachgelesen habe.

Das Buch hat einen neutralen Er-/Sie-Erzähler, der zweifelsohne richtig für die Geschichte gewählt wurde, mir den Zugang zu den Protagonisten aber erschwert hat. So fiel es mir schwer eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen bzw. ich habe sehr lange dafür gebraucht. Das überraschende Schicksal eines Charakters und der Tod eines anderen Charakters haben mich so leider kaum bis gar nicht berührt.

Luzia und der Vertraute haben für mich erst durch ihr Zusammenspiel und ihre Interaktion gewonnen. Begeistert habe ich zusammen mit Luzia mehr über den Vertrauten erfahren und mich von ihm verzaubern lassen. Besonders gefallen hat mir auch, dass ich bei den meisten Charakteren, einschließlich dem Vertrauten, nicht sofort wusste, wer gut und wer böse ist. Das sorgte für Spannung und Überraschungen.

Das Magiesystem wurde nur oberflächlich behandelt und man muss ein Stück weit selbst dahinterkommen und verstehen, wie es funktioniert. Da es sich um einen Einzelband handelt, gab es genug Informationen, sodass das für mich in Ordnung war.

Die ganze Zeit über hatte ich mich gefragt, wie das Buch wohl enden mag und der Schluss samt Auflösung waren geballt und die Auflösung spannend, mit Ah!- und Wow-Effekt und absolut zufriedenstellend.

Fazit:

Das Buch hat mich mit seinem grandiosen Schreibstil in den Bann gezogen. Es besticht durch seine magisch-düstere Atmosphäre im historischen Setting, den sehr gut ausgearbeiteten Charakteren, unvorhergesehenen Ereignissen und Entwicklungen mit einem Feuerwerk am Schluss, an dem alle Enden zusammenlaufen. Meinerseits gibt es darum eine klare Empfehlung.