Magie als Werk Gottes - oder doch des Teufels?

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svettusch Avatar

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Ich habe das Gefühl, dass Leigh Bardugo und ich immer mehr "miteinander auskommen". Während ich das Lied der Krähen damals abbrechen musste, gefiel mir "Das Neunte Haus" schon richtig gut und dieses Buch hat mich absolut in seinen Bann gezogen.

Luzia Cotado kommt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitet als Bedienstete in einer auch recht niederschichtigen Familie. Viel mehr bleibt ihr allerdings auch auf Grund ihrer religiösen Vergangenheit und ihrer tragischen Familiengeschichte aber auch nicht wirklich übrig. Ihr einziger Lichtblick sind die kleinen, magischen Wunder, durch die sie kleine Missgeschicke ausbessert. Als sie genau dies tut, entdeckt ihre Herrin dabei ihre Begabung. Schon bald gerät der Stein ins Rollen und mächtige Männer werden auf Luzia aufmerksam, die nur ihr eigenes Glück im Kopf haben. Luzia nimmt im Folgenden unter der Anleitung eines eben jener Männer bei einem Wettbewerb dran Teil, um die Gunst des Königs zu gewinnen. Hierbei wird sie von Santangel unterstützt und gelehrt - doch dieser hat auch eine eigene, düstere Vergangenheit. Weitere Themen, wie Gier, Macht, Unzufriedenheit, das Streben nach etwas Größerem und die Abhängigkeit von anderen werden hier beleuchtet und das alles in einer Welt, die durch religiösen Wahn und der Suche nach Ketzern und deren Bestrafung gekennzeichnet ist.

Die Perspektiven wechseln hier immer wieder, so bekommt man beispielsweise auch die Sichtweise von Luzias Herrin mit. Hierbei werden viele der Charaktere vielschichtig dargestellt, verändern auch ihre Einstellungen im Laufe des Buches durch die Erlebnisse, denen sie beiwohnen. Es ist eine düstere Geschichte, bei der ich lange Zeit auch nicht wusste, wohin sie mich führte, was einen Reiz dieses Buches ausmacht. Die Protagonisten sind eigentlich alle grau gezeichnet, was sie so spannend macht. Sie alle haben Wünsche, Bedürfnisse, Träume und halten mitunter nichts zurück, um sich diese zu erfüllen. Hauptcharakter Luzia ist da nicht anders und auch Santangel wirkt oft undurchschaubar.

Der Schreibstil ist eher anspruchsvoll und detailliert, wie ich es von der Autorin bereits gewohnt bin. Ich hatte das Gefühl, gleichzeitig wirklich in der Geschichte drin zu stecken und durch die Seiten zu fliegen, aber habe auch einige Zeit an dem Buch gelesen, weil es so umfassend und dicht geschrieben wurde. Das hat mir extremen Spaß gemacht, da ich dieses Gefühl sehr selten hatte und dadurch in die Geschichte gesogen wurde. Außerdem mochte ich die düstere Atmosphäre mit dem leicht märchenhaften Touch sehr gerne. Es war ein besonderes Buch mit besonderen Charakteren und einer echten Liebesgeschichte, ohne je übertrieben zu wirken. Große Leseempfehlung.