Die gesellschaftliche Überwindung der emotionalen Trauer

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imperatorwilma Avatar

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Europa ist im politischen und klimatisch bedingtem Chaos versunken. Als stabiler Staat bleit nur mehr Resteuropa zurück, an dessen Grenzen sich die Flüchtlinge aus aller Welt tummeln. In diesem Resteuropa leben A. wie Anna und ihre Tochter B. wie Berta. A. wie Anna beschließt sich einen Vorweiner zuzulegen und B. wie Berta erzählt die Geschichte, zumindest versucht sie es. Der Vorweiner hat die Aufgabe, sich emotional an seinen Herren oder seine Herrin zu binden und nach deren Ableben das Publikum der Zerstreuungszeremonie, der zukünftigen Form der Beerdigung, beim Trauern anzuführen.

B. wie Berta soll also die Erzählerin der Geschichte darstellen, schafft es irgendwie aber nicht, von sich selbst in der dritten person als neutrale Beobachterin zu erzählen, sondern schweift ständig in die erste Person zurück, wenn es um sie geht. B. wie Berta zeiht aus dem elterlichen Haus in Nordostresteuropa, einer sehr trockenen Gegend, aus und beginnt ein Leben auf eigenen Beinen in Neuhamburg in Nordwestresteuropa, wo es immer regnet. Irgendwie muss sie Platz machen für den Vorweiner, oder will einfach nicht mit diesem unter einem Dach leben. Darauf, das der Leserschaft genauer mitzuteilen wird verzichtet. Ingesamt wird in dem buch generell auf sehr viel verzichtet. Man hat zwar ständig Einblicke in die Gesellschaft Resteuropas, in die dortigen gesellschaftlichen Spannungen und vor allem in deren Sterberitual, mit der Geschichte rund um A. wie Anna und ihren Vorweiner und B. wie Berta geht es aber nur sehr dünn her. Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich zunehmend begonnen, zu langweilen. Stark zu langweilen. Dann wird die Geschichte immer wieder unterbrochen vom Bild in Bild, irgendetwas mit Götterauge. Banale Beschreibungen von irgendetwas, das absolut keine Bedeutung für die Geschichte hat und diese nur noch zäher und noch sterbenslangweiliger macht.

Kurzum, mein Interesse war groß, die Enttäuschung leider auch. Ich hatte mir ein besser ausgestaltetes dystopisches Szenario vorgestellt, dass ich ja weitestgehend auch bekommen habe. Von einer ansatzweise interessanten Geschichte rund um A. wie Anna und B. wie Berta fehlt leider jede Spur.