Grandiose Dystopie

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pabro78 Avatar

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"Der Vorweiner" von Bov Bjerg ist ein dystopischer Roman, der in Resteuropa gegen Ende des Jahrhunderts spielt. Die Welt ist von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen verwüstet, und ein dicker Betonmantel hebt den Rumpfkontinent über den steigenden Meeresspiegel. In den Auffanglagern Neuschwanstein und Neulübeck finden sich Geflüchtete aus verschiedenen Ländern wie Dänemark, Ghana und den Niederlanden zusammen. Einer von ihnen ist Jan.

Jan tritt ohne Besitz in die Dienste von A., einer Frau namens Anna. Für sie ist es an der Zeit, sich einen "Trauergastarbeiter" zu besorgen. In dieser Welt hat das Weinen und Trauern einen hohen Stellenwert, und nur diejenigen, die über einen fähigen Vorweiner verfügen, werden als überzeugend trauernd angesehen. Doch echte Trauer scheint in dieser dystopischen Gesellschaft niemandem mehr möglich zu sein, auch nicht B., Annas Tochter. Berta, Annas Tochter, ist die Erzählerin der Geschichte und das ungeschminkte Auge, das ohne Mitleid und mit furiosem Humor die Geschehnisse schildert.

Insgesamt beschreibt der Autor Bjerg in "Der Vorweiner" eine düstere Welt, in der Menschen gezwungen sind, ihre Gefühle zu inszenieren und Trauer zu einem Prestigeobjekt wird. Die Erzählperspektive von Berta verspricht eine fesselnde und eindringliche Darstellung dieser Gesellschaft, die von Verlust, Flucht und künstlicher Emotion geprägt ist. Der Roman verspricht eine eindrucksvolle Mischung aus Dystopie, Satire und Menschlichkeit, die den Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt.