Interessanter Zukunftsroman

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obilot Avatar

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In einer, wohl nicht allzu ferner, Zukunft - wann genau erfahren wir nicht, hat sich nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unser gesellschaftliches Leben um einiges verändert. Der Meeresspiegel ist gestiegen, so dass weite Teile der einst mal bewohnten Erde nun unter Wasser stehen und die Temperaturen sind gestiegen und viele Gegenden sind lebensfeindlich. Auch die politischen Verhältnisse erschweren das Leben in vielen Ländern, z. B. in Österreich wo eine rechtspopulistische Regierung herrscht. Übrig geblieben ist jedoch Resteuropa. Hier lässt es sich noch einigermaßen gut leben. Allerdings ist die Gesellschaft in eine privilegierte Oberschicht und eine Niederschicht gespalten.

In dieser Welt leben A wie Anna und B. wie Berta, Mutter und Tocher eines weitestgehend anonymisierten Gesellschaft. Anna hat sich seit kurzem einen Vorweiner zugelegt, lange hatte sie sich zu diesem Schritt geweigert. Aber die Menschen in dieser Welt sind sehr gefühlskalt, pragmatisch und egoistisch geworden. Trauern ist bestenfalls der Niederschicht gestattet, auf die man mit Verachtung herabsieht. Wer etwas auf sich hält lässt für sich trauern - mithilfe eines Vorweiners. Diese Vorweiner stammen vorzugsweise aus Gegenden die unbewohnbar geworden sind. Sie leben bei ihren "Auftraggebern", werden mit allem versorgt und bauen so eine enge Bindung zu ihnen auf, so dass sie Jahrzehnte später glaubhaft und intensiv bei der Zerstreuungsfeier, der Beerdigung, trauen können, nur so bleiben sie der Nachwelt in Erinnerung.

Insgesamt handelt es sich bei dem "Vorweiner" um ein sehr dystropisches Buch mit einer äußerst düsteren Atmosphäre. Es denkt ökologische und politische Szenarien die wir heute kennen weiter und stellt uns eine uns fremde Welt vor. Es begegnen uns auch immer wieder Kuriositäten über die man fast lachen möchte, wie z. B. "Papst Jesus I, Beiname der Dreiste", die jedoch einen faden Beigeschmack haben.

Sicher erscheint das Buch auf den ersten Seiten sehr ungewöhnlich. Wenn man sich jedoch auf diese fremde Welt einlässt ist es mitunter sehr aufwühlend wie auch unterhaltsam. Mit seinen kurzen Kapiteln die in jeweils kurze Abschnitte unterteilt sind, lässt sich der Roman recht schnell lesen. Auch das das 1 Kapitel erst nach dem 3. Kapitel kommt ungewöhnlichen Kapitelüberschriften sowie das Cover haben mir gut gefallen.