Sprachgewaltige und ungewöhnliche Dystopie

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Die Handlung von Bov Bergs neuestem Werk spielt in "Resteuropa" Ende unseres Jahrhunderts. Der steigende Meeresspiegel hat dazu geführt, dass der verbliebene Teil des Kontinents mit einer Schicht Beton angehoben wurde, viele Menschen, egal ob aus Afrika oder aus Holland oder Dänemark mussten in Auffanglager flüchten. Sie arbeiten nun als "Vorweiner" für die reiche Oberschicht, damit an deren Ende wer überzeugend um sie trauert.

Auch "A. wie Anna" holt sich einen solchen Vorweiner, Jan aus Holland. "B. wie Berta" ist ihre Tochter, sie ist die Erzählerin der Geschichte. Die Erzählung legt es aber (bewusst) nicht darauf an, dass man als Leser eine Bindung zu den beiden aufbaut und sich in sie hineinversetzen kann. Alles wird sehr distanziert und in einem neutralen Stil erzählt. Nach Vorbild Brechts wird zu Beginn der Kapitel in den Überschriften vorweggenommen, was passieren wird und es gibt, nicht ganz ernst gemeinte "Triggerwarnungen". Auch gibt es immer wieder so etwas wie Regieanweisungen für einen Film oder ein Theaterstück, die sehr genau veranschaulichen, wie man sich alles vorzustellen hat. Der Schreibstil ist also, genau wie die Wortwahl mit vielen Anspielungen und sprachlichen Bildern, sehr kreativ. Gut gefallen hat mir auch, wie die Thematiken Klimawandel, Flucht und das (ignorante) Verhalten der Oberschicht überspitzt dargestellt wurden. Allerdings erschloss sich mir der genaue Sinn einzelner Szenen für den Gesamtzusammenhang nicht ganz und diese erschienen mir so dann ziemlich abstrus.