Ziemlich düster und abgedreht, aber eine durchaus lohnenswerte Lektüre

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Am Ende des 21. Jahrhunderts ist aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels nur noch ein Teil Europas vorhanden. Resteuropa ist durch massive Betonwälle abgeschottet. Menschen, deren frühere Lebensräume vom Wasser überflutet wurden, leben nun auf riesigen Flößen oder machen sich als Flüchtlinge auf den Weg nach Resteuropa.
Da die Bewohner Resteuropas nicht mehr in der Lage sind, selbst zu trauern, übernehmen Flüchtlinge dies. Es sind quasi Trauergastarbeiter. Diese sogenannten Vorweiner sollen auf der Zerstreuungsfeier - dort wird die Asche der Verstorbenen verstreut - anstelle der Angehörigen weinen. Je überzeugender auf der Zerstreuungsfeier um die verstorbene Person geweint wird, desto höher wird ihr Ansehen in der Gesellschaft. Auch Jan, ein niederländischer Geflüchteter, tritt eine Stelle bei A. wie Anna als Vorweiner an.
Deren Tochter B. wie Berta gehört zu den Klickbeuterinnen. Sie verfasst Nachrichten - wobei oft nur ein Detail davon wahr ist. Da die Gesellschaft anscheinend so sensationsllüstern ist, endet beinahe jede Nachricht mit vor Verzweiflung schreienden Menschen.

Dieses Buch ist sehr speziell. Man muss sich darauf einlassen, auch wenn man sich zu Beginn etwas verloren vorkommt. Jedes Kapitel beginnt mit einer Art Warnung vor Inhalt, der manchen Menschen Probleme bereiten könnte. Diese nicht ganz ernst gemeinten Warnungen sind ein Seitenhieb auf die bereits heutzutage vorherrrschende Cancel Culture.
Die Welt, die in diesem Buch beschrieben wird, ist verstörend. Doch das eigentlich verstörende daran ist, dass alles gar nicht so weit hergeholt ist. Jeder weiß, dass die Klimaveränderungen Meeresspiegel steigen lassen, dass Naturkatastrophen zunehmen, Menschen aus nicht mehr bewohnbaren Gegenden fliehen. All das ist ja schon jetzt der Fall.
Überhaupt steckt in dieser dystopischen Geschichte auch sehr viel Kritik an der heutigen Gesellschaft und vielleicht auch eine Art Mahnung, es nicht so weit kommen zu lassen und das Ruder noch herumzureißen.

Fazit: eine skurrile, aber absolut lesenswerte Geschichte, die am Anfang etwas sperrig daherkommt