Vier unvollendete Geschichten

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Zum Inhalt: Mit vier Hauptdarstellern - der aus dem Titel bekannte Volkskontrolleur, ein Engel, ein Schuldirektor und ein Künstler mit Gedichte rezitierendem Papagei - erzählt Kurkow Geschichten aus der Sowjetunion des letzen Jahrhunderts einige Jahre nach Lenins Tod.

Zum Cover: Wie von Kindern gemalt. Ein Mann und sein Pferd. Deutlich zu erkennen, aber eben leicht naiv - das passt hervorragend zu den Sichten, die die einzelnen Darsteller des Buches auf ihr Dasein haben: Einfach, gutmütig, gerecht und manchmal verzweifelnd an den äußeren Umständen.

Mein Eindruck: Das Buch lässt mich ratlos zurück. Ich habe es gern gelesen, solange es dauerte, aber dann war es zu Ende. Einfach so. Ohne echten Abschluss auch nur einer der vier Geschichten. Zusammenhänge gab es so gut wie keine (wenn man von einer Gewehrkugel absieht), jede Geschichte hätte von Anfang bis zu dem nicht vorhandenen Ende in einem eigenen kleinen Band erzählt werden können. Dabei ist die Erzählweise grandios, - trotz allen Unbill und so einiger menschlicher und tierischer Leichen muss der Leser oftmals über die stoische Ruhe der Protagonisten schmunzeln, mit denen über diese Tragödien hinweg- und weitergelebt wird. Alle vier gehen in ihrer Berufung auf, selbst, wenn ihnen fast unüberwindbare Hindernisse in den Weg gelegt werden, und verlieren nie ihren Glauben an das Gute der Sowjetunion und ihrer Bürger und das irgendwie schon alles richtig geordnet ist. Schön fand ich die Episoden vom Zusammenhalt in schwierigen Zeiten - egal, ob im Schneesturm oder als Engel unter Ungläubigen, jeder versucht sich einzubringen, so gut er eben kann und das Leben in seiner Umgebung zu verbessern.

Aber dann kam die letzte Seite und so sehr ich nach einem Schlusswort suchte - das kam eben nicht. Deshalb ist meine Bewertung so, wie sie ist - drei Sterne für die russische Seele und die Freundschaft, zwei Sterne Abzug für die Nichterfüllung des Plansolls der Zufriedenstellung des Lesers.