von der schweren Aufgabe, stets dem Vaterland zu dienen

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bücherkarin Avatar

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Andrej Kurkows Roman spielt Anfang der 30er Jahre in der Sowjetunion, es herrscht große Armut in der Bevölkerung, die Industrialisierung des gesamten Landes steht an, gegen Schlendrian und Betrügereien sollen sog. Arbeitskontrolleure den Kampf aufnehmen.

Der einfache, durch und durch ehrliche - und deshalb nicht besonders beliebte - Kolchosbauer Pawel Dobrynin wird von der Kolchosversammlung zu solch einem "Volkskontrolleur auf Lebenszeit" gewählt. Auch wenn ihm der Abschied von seiner Familie schwerfällt, ist er doch stolz und von dem Wunsch erfüllt, seinem Vaterland bestmöglich zu dienen. Auf seiner "von oben" bestens durchorganisierten Reise bis in den Kreml lernt er die unterschiedlichsten Menschen kennen und kann über vieles nur staunen. (So bekommt er in Moskau sogar eine dienstliche Ehefrau zugewiesen). Aber er hat tiefstes Vertrauen in die "Verordnungen" des Vaterlandes, das ja für ihn sorgt. Zur Erfüllung seiner Aufgabe wird er in den unwirtlichen Norden geschickt. Hier trifft er auf seltsame Persönlichkeiten und Gepflogenheiten, muß Abenteuer im ewigen Eis bestehen und deckt schließlich tatsächlich einen großen Betrug auf.

Um diese Geschichte des Titelhelden Pawel ranken sich weitere Handlungsstränge. Ein Engel kommt eigenmächtig auf die Erde, um in diesem großen Land wenigstens einen Gerechten zu finden, mit dem er ins Paradies zurückkehren kann. Mit einer kleinen Gruppe von Deserteuren macht er sich auf die Suche ins "Neue gelobte Land" - sie müssen nur 7 Nächte dem Stern Archipka folgen. Auf dem Weg dorthin schließen sich ihnen Bauernfamilie mit ihrem Vieh, Rotarmisten und Bauarbeiter an. Hier kommt m.E. die Ironie des Autors voll zur Geltung, denn das Leben der Siedler im "Neuen Gelobten Land", in dem alle ihren Möglichkeiten entsprechend arbeiten und niemand sich auf Kosten anderer bereichert, sondern alles geteilt wird, ist so, wie es eigentlich im ganzen kommunistischen Vaterland sein SOLLTE.  Auch der Engel hat sich gut in diese Gemienschaft eingelebt und beginnt, recht menschliche Gefühle zu zeigen.

Wir lernen die Arbeit und das Leben des Schuldirektors Banow kennen, der am liebsten auf dem Dach seiner Schule sitzt und nachdenkt, Tee trinkt und romantischen Gedanken nachhängt.

Und auch den Künstler Mark mit seinem Papagei Kusma begleiten wir auf einigen Lebensstationen. Ihm ist es auch vergönnt, vor dem geheimnisvollen "Kremlträumer" aufzutreten.

Das ganze wird mit viel schwarzem Humor erzählt, Parteigehorsam und russische Mentalität werden mit viel Witz aber auch Zynismus beschrieben. Die LP versprach mir einen kurzweiligen Lesespass, leider las sich der Roman streckenweise sehr zäh und langatmig. Auch ist mir nicht klar geworden, warum diese vier einzelnen Geschichten so miteinander verschlungen erzählt werden, sie werden doch nirgends zusammengeführt. Vielleicht hätten sich die Erzählungen einzeln flüssiger gelesen. Irgendwie kommt für mich die gesamte Geschichte zu keinem Ende.