Der Kollaps und das Dorf

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isaba Avatar

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John Ironmonger hat mich mit seinem inspririerenden Roman "Der Wal und das Ende der Welt" sehr beeindruckt und mich nachhaltig zum Nachdenken angeregt. Er erzählt eine Geschichte - erschreckend realistisch - und zeigt, dass selbst beim Ende der Welt nicht alles verloren ist, wenn die Menschen menschlich bleiben.

Joe Haack ist ein kleiner Analyst in der Londoner Börsenwelt und wird mit der Programmierung einer Software beauftragt, die aus kleinen Ereignissen der Weltwirtschaf größere Konsequenzen errechnet. Dieses Programm ist so erfolgreich, dass es sogar mögliche Szenarien für einen Zusammenbruch der Zivilisation vorhersagt. Joe flieht und landet auf spektakuläre Art und Weise im 300-Seelen-Dorf St. Piran. Dort beschließt er, dafür zu sorgen, die Dorfbewohner durch die bevorstehende Krise zu führen und gibt dafür alles, was er hat.

Bei der Lektüre des Romans geht der Leser durch ein echtes Wechselbad der Gefühle. Die Story beginnt seicht und ein wenig skuril, denn die Dorfbewohner sind ein interessantes Völkchen. Mit dem Ausbruch einer Pandemie und der Beschreibungen der ersten Auswirkungen auf die Funktion unserer Gesellschaft kommt man nicht umhin, darüber nachzudenken, wie man selbst sich und seine Familie durch ein solches Ereignis führen würde. Was kann man tun, wenn es weder Strom noch Wasser oder eine staatliche Unterstützung gibt? Diese Szenarien sind sehr furchteinflößend, vor allem vor dem Hintergrund der Nähe zur Realität.

Ironmonger zeigt jedoch, dass der Mensch eben nicht zwangsläufig alle Prinzipien der Gemeinschaft über Bord wirft und jeder nur noch an sich selbst denkt, sondern, dass auch in Zeiten einer echten Bedrohung Menschen zusammenhalten und sich gegenseitig mit dem, was jeder Einzelne beitragen kann, unterstützen. So ist diese Geschichte im eigentlichen Sinne trotz des Themas keine Dystopie, sondern eine Utopie - ein hoffnungsvoller Blick auf das Potenzial unserer Menschlichkeit.

Die gesamte Geschichte wird in einem ruhigen und auch etwas distanzierten Ton erzählt, trotzdem werden die Figuren authentisch beschrieben und man kann sich das Setting sehr gut vor Augen führen. Hin und wieder gibt es einige Zeitsprünge zu Joe´s Vergangenheit, die sein Tun in der Gegenwart besser verstehen lassen. Dies gibt der Geschichte ein zusätzliche, interessante Perspektive.

Fazit: Die Geschichte ist dramatisch und dennoch wunderbar, denn sie zeigt, was wirklich wichtig ist und lässt den Leser nachdenklich, aber vor allem optimistisch zurück.