Die Welt ist ein gestrandeter Wal

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Die Geschichte beginnt mit den Bewohnern St. Pirans, einem Dorf in Cornwall, die sich gemeinsam an ein Ereignis vor fünfzig Jahren erinnern und dieses alljährlich feiern. Ein nackter Mann wird an den Strand der kleinen Gemeinde gespült. Eine Handvoll der 397 Menschen kann den Mann, Joe Haak, retten, der zunächst ein Zuhause beim hiesigen, pensionierten Arzt des Dorfes findet. Der Vorfall bleibt kein Einzelfall. Kurz darauf strandet der riesige Finnwal, der Joe daran hinderte, auf das offene Meer getrieben zu werden. Joe mobilisiert die Dorfbewohner zur Rettung des Wals, was ihnen auch tatsächlich gemeinsam gelingt. Dies ist ein sehr bewegender Auftakt der Geschichte, welche im Verlauf immer mehr detaillierte Einblicke in die unterschiedlichen Dorfbewohner gewährt: Vom strengen Pfarrer und seiner sprunghaften Frau, die Krankenschwester aus dem Senegal mit der schönen Gesangsstimme, der aufmerksamen Grundschullehrerrin, dem Naturforscher, demTreibgutsammler bis zur etwas theatralischen Romanautorin. Sie sind alle perfekt gezeichnet, sodass diese trotz der Fülle an Figuren im Gedächtnis verbleiben. Auf ihre eigene Art sind sie unglaublich herzlich. Wie Joe, fühlte ich mich selbst als Außenstehende in der Gemeinde schnell aufgenommen und geerdet. Was Joe, der in London als Analyst bei einer Investmentbank arbeitete, an einen solch abgelegenen und schwer auffindbaren Ort wie St. Piran führte, bleibt zunächst ein ebenso großes und spannendes Geheimnis wie auch die Rollen Joes und des Wals angesichts der bevorstehenden Katastrophe, die nicht nur das Dorf, sondern weite Teile des Landes betreffen wird. Was einst ein historisches Ereignis war, wurde in einen Mythos verwandelt und über Generationen hinweg auf unterschiedlichste Weise ausgeschmückt, aber dessen Bedeutung ist tiefgehend und markiert eine große Veränderung in der Gesellschaft, die sie fast zu einem erschreckenden Ende brachte. Es folgt eine höchst ungewöhnliche und nachdenkliche Geschichte über Ereignisse, die zu diesem postapokalyptischen Punkt führten.

Ironmonger beschäftigt sich insbesondere mit der politischen Philosophie von Thomas Hobbes und seiner Betonung eigennütziger Zusammenarbeit. Die Widerstandsfähigkeit jeder Regierung erreicht einen krisenhaften Punkt, wenn das Eigeninteresse zum zentralen motivationalen Faktor gegenüber sozialen oder rechtlichen Gesetzen wird, da das Überleben der Menschen bedroht ist. Die Geschichte des Autors zeigt, wie sich Ereignisse abspielen könnten, simuliert auf realistische Art und Weise, wie die Zivilisation durch den Verlust nur eines einzigen, aber letztlich wesentlichen Teils aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann, doch er schlägt einen überraschenden Weg ein, der ganz anders ist als so manch apokalyptische Geschichte. Die Entscheidung, wie es für diese Gruppe von Individuen weitergehen soll, wird darüber entscheiden, ob sie als Kollektiv vorankommen können oder ob ihr Leben, wie der Philosoph vermutete, "einsam, armselig, ekelhaft, tierisch und kurz sein wird" (Hobbes 2005, S.91).
Mir gefiel die clevere Geschichte Ironmongers, die ihre tieferen Bedeutungen im Laufe der Zeit deutlich entwickelt. Es wurde eine ganze Welt erschaffen, die mich mal wieder über meine eigene nachdenken ließ.

>>Die Welt ist ein gestrandeter Wal?<<
>>Ja. Das glaube ich tatsächlich.<<
>>Aber der Wal ist nicht gestorben...<<
>>Aber nur, weil wir da waren, um ihn zu retten.<<