Ein Appell an die Menschlichkeit

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dear_fearn Avatar

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"Der Wal und das Ende der Welt" - man, was für ein Mordstitel! Da kann man ja gar nicht anders, als dieses Buch zu lesen. Ein sehr schönes Cover noch dazu! Mir gefällt, wie der Finnwal über die Gestaltung hinweg in den Vordergrund rückt.

Die ersten Seiten entführen den Leser nach St. Piran, ein kleines Dörfchen am untersten britischen Landzipfel. Ein Mann wird halbtot am Strand gefunden, von einigen Dorfbewohnern unter typisch dörflicher Aufruhr geborgen und vom bereits pensioniertem Dorfarzt aufgepäppelt. Am darauffolgenden Tag sucht der Mann den Strand auf, um seine Habseligkeiten wiederzufinden und zu ergründen, wie er weitermachen soll, da er offenbar in Schwierigkeiten steckt. Was er dabei entdeckt, ist ein gestrandeter Wal. Kurzerhand mobilisiert er das halbe Dorf, um dem Wal zurück ins Meer zu helfen.

Aber dann kommt alles doch ganz anders, als man zuerst denkt. Joe ist Analyst, ein Mathematiker. An seinen Schwierigkeiten ist Cassie Schuld - ein Programm, das er für eine Bank entwickelt hat. Cassie analysiert Zeitungsartikel, stellt Zusammenhänge her und gibt Aufschluss über Aktienkurse. Der Bankdirektor, Lew Kaufmann, erkennt Joes Potential und bittet ihn, Cassie zu verändern, sodass sie in die fernere Zukunft sehen kann. Er will Fragen beantworten: Was passiert, wenn das Öl knapp wird? Was verändert sich, wenn eine Epidemie ausbricht? Wie werden sich die Menschen verhalten, wenn Nahrungsmittel knapp werden?
... Wird ein Krieg zwischen Einzelnen ausbrechen oder wird die Gemeinschaft überleben? Siegt der Egoismus oder der Altruismus? Und was passiert, wenn der Ernstfall eintritt und Joe gemeinsam mit den Bewohnern von St. Piran ihr Überleben sichern müssen?

Diese Geschichte ist erschreckend realistisch und dabei so schön geschrieben. Die leichte Erzählweise lässt den Leser wie einen großen Wal durch die Seiten gleiten. Klar, an manchen Stellen ist die Handlung etwas übertrieben dargestellt, vielleicht manchmal einen Ticken zu kitschig und verklärt, aber die letzten Seiten haben mich vom fundierten Tiefgang noch einmal überzeugt.