Ein niedliches Dystöpchen ;)

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naibenak Avatar

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Oh welch eine Aufregung! Ein nahezu lebloser, nackter, junger, gutaussehender Mann wird am Strand des beschaulichen Küstenstädtchens St.Piran entdeckt. Und dann strandet auch noch ein riesiger Wal ebendort. Das ganze 307-Seelen-Dorf ist völlig aus dem Häuschen. Was nun dieser Mann namens Joe Haak und der Wal gemeinsam haben und was es mit dem Ende der Welt zu tun hat, das erzählt uns John Ironmonger in dieser hübschen „Wohlfühl“- Dystopie. Er lässt also diesen Londoner Analysten, der viele wirtschaftliche Entwicklungen (ungefähr) vorherzusagen vermag, auf ein Völkchen treffen, das mit alldem eher wenig zu tun hat und dann nehmen kuriose, teils dramatische Dinge ihren Lauf.

John Ironmonger entwirft hier in liebevoller Art ein mögliches Schreckensszenario für den Untergang der Welt. Interessante Exkurse in die Wirtschaft untermauern die Glaubwürdigkeit für ein solches Szenario, das mich tatsächlich etwas geängstigt hat, denn so abwegig scheint das alles nicht. Dabei ist der Erzählstil sehr lockerleicht und nimmt mich von der ersten Seite an mit. Fast schon einem Märchenerzähler gleich beschreibt Ironmonger die Begegnung mit Joe Haak, mit dem Wal, mit den Einwohnern St.Pirans. Dieser Einstieg in den Roman hat mich verzaubert und an die Hand genommen. Im weiteren Verlauf gibt es spannende Situationen, zwischenmenschliche Verstrickungen und liebenswerte Begegnungen, philosophische Momente, ein bisschen Liebe und... ja, auch Längen. So richtig dramatisch wird es nur in Ansätzen, man kann sich als Leser in keinem Moment vorstellen, dass ein großes Unheil geschieht. Der Roman plätschert zwischenzeitig regelrecht dahin und zum Ende hin schwingt Ironmonger mehr und mehr die Kitsch-Keule ;) Das hat mich verärgert, denn das hat der Roman nicht gebraucht.

Fazit: Die Idee ist gut, die Umsetzung streckenweise sehr schön – ein Roman, bei dem man sich wohlfühlen mag und der sehr an das Gute im Menschen appelliert. Ein bisschen angsteinflößend & spannend, niedlich und sehr hoffnungsvoll… zum Ende hin aber für meinen Geschmack viel zu seicht. Kann man lesen, muss man aber nicht.