Ein Wal, ein Joe und das Ende der Welt

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jazebel Avatar

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Ich liebe Bücher über den Weltuntergang. Egal ob durch Krieg, Terror, Umweltverschmutzung oder Krankheiten verursacht, das Thema fasziniert mich einfach.

Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger geht mal etwas anders an dieses Thema heran. Statt viel Spektakel und Action schlägt diese Geschichte ruhigere Töne an.

Alles beginnt damit, dass am Strand des kleinen Fischerdorfs St. Piran im Cornwall morgens ein nackter Mann, gerade so noch lebend, gefunden wird. Er heißt Joe, kommt aus London und prophezeit den Untergang der Welt. Und dann ist da noch dieser riesige Wal aufgetaucht, der die Bucht von St. Piran nicht verlassen will...

Ironmonger fokussiert sich in seiner Geschichte auf das Menschliche, auf den Zusammenhalt dieser kleinen Gemeinschaft, auf die Beziehungen und das Vertrauen der Dorfbewohner (zu denen Joe sich bald selbst zählt) zueinander.

Einerseits kann man das als schönes Plädoyer für Zusammenhalt in schwierigen Zeiten sehen. Andererseits, finde ich es schwierig dabei den Plot an sich und insbesondere die Welt außerhalb von St. Piran so aus dem Fokus zu rücken. Für mich ergeben sich durch das stets freundlich-menschliche Miteinander Loggiklücken und Handlungen von Charakteren, die in einem Weltuntergangsszenario für mich so komplett unvorstellbar sind. Ein Beispiel: die ganze Zeit kam wirklich kein Charakter auf die Idee, Wachen für das Nutzvieh im Dorf aufzustellen und diese zu bewaffnen, selbst nach wiederholten Viehdiebstählen nicht! Das ist wirklich extrem unglaubwürdig.

Johann von Bülow erledigt seinen Job als Hörbuchsprecher tadellos, er trifft einen nachdenklichen Ton, der zum Buch passt.

Für mich ist dieser Roman eine Art 'Wohlfühlbuch' unter den Apokalypse- Romanen und evtl. für Leser die nicht so gern gewalttätige oder drastische Handlungen mögen oder für jene, denen es primär um die philosophische Bedeutung einer Apokalypse geht, interessant. Man muss es eher unter dem Aspekt 'was bedeutet Apokalypse für die Beziehungen innerhalb einer Dorfgemeinschaft' lesen und weniger auf Realismus oder logisch nachvollziehbare Handlungen wert legen.

Mich konnte dieser Ansatz leider nicht überzeugen, die oft mangelnde Logik in den Handlungen, insbesondere des Hauptcharakters Joe Haak, aber auch der restllichen Dorfbewohner trübten meinen Hörgenuss, so dass ich es nur als ausreichend bewerten kann.