Etwas Besonderes

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katercarlo Avatar

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Es ist kein Buch, das man liest und dann wieder vergisst, sondern eine Geschichte die bleibt. Ab und an kehren die Gedanken zurück zur Lektüre, man erinnert sich an besondere Szenen und liebgewonnene Figuren. Mit diesem sinngemäß wiedergegebenen Zitat, wurde ich auf der ersten Seite von „Der Wal und das Ende der Welt“ begrüßt. Mutig, dachte ich mir, die legen die Messlatte ja ganz schön hoch. Das geht selten gut aus.
Ich blätterte zwei Seiten weiter und fand mich einem Zitat aus Thomas Hobbes „Leviathan“ gegeben über. „…das Leben des Menschen ist einsam, armselig, garstig, brutal und kurz“, endet es. Das kann ja lustig werden. Ich bin ein visueller Mensch und –auch wenn ich nicht stolz darauf bin – ist mein erstes Beurteilungskriterium bei einem Buch immer das Cover. „Der Wal und das Ende der Welt“ hat dabei durchaus gut abgeschnitten – allerdings unter der Voraussetzung, dass es sich dabei um einen amüsanten unbeschwerten Roman handelt, nicht um ein Buch über das „einsam[e], armselig[e], garstug[e], brutal[e] und kurz[e]“ Leben der Menschen.
Ich war skeptisch. Trotzdem blättere ich weiter. „Kann man einen Leviathan an den Haken bekommen?“, stand da. Wenigstens ist es konsistent. Meine Zweifel hatten sich jedoch noch nicht gelegt.
Wieder blätterte ich um und dieses Mal hatte ich es tatsächlich zum Anfang der Geschichte geschafft: „In dem Dorf St. Piran erzählt man sich noch immer von dem Tag, als der nackte Mann am Strand angespült wurde.“ Das wird ja immer merkwürdiger, dachte ich mir noch, dann wurde ich in die Geschichte hineingezogen. Ich vergas die hohe Messlatte, das Hobbes Zitat und meine Skepsis – sondern hab einfach gelesen. Der Schreibstil ist so leicht und schlicht, dass ich hundert Seiten lesen konnte, als wären es nur fünfzig.
Die Erzählung lässt einen nicht das Adrenalin durch die Adern schießen, wie ein packender Thriller das tut. Sie fordert nicht, wie ein Krimi, zum mit knobeln auf und ist keine schnulzige Liebesromanze. „Der Wal und das Ende der Welt“ passt in keine dieser Schubladen und bleibt schon alleine deswegen im Gedächtnis. Auch an die Geschichten und Theorien, der Charaktere im Buch werde ich mich noch lange erinnern. Sie sind nichts, das man als Leser passiv konsumiert und danach wieder vergisst, dachte ich mir nachdem ich den letzen Satz gelesen hatte. Dann fiel mir wieder die hohe Messlatte ein, das Hobbes Zitat, das irreführende Cover und die kuriose Einleitung – und ich dachte: es passt alles perfekt.