Ist das Ende der Welt nah?

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buecherfan.wit Avatar

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Ein nackter junger Mann wird eines Tages am Strand des kleinen Fischerdorfs St. Piran in Cornwall angespült. Die Dorfbewohner retten ihn, und er mobilisiert seinerseits eine Hundertschaft, um den gestrandeten Wal zu retten, der ihn ans Ufer getragen hat. Bei dem jungen Mann handelt es sich um Joe Haak, einen jungen Mathematiker, der fluchtartig seinen Arbeitsplatz bei der Londoner Bank Lane Kaufmann verlassen hat, nachdem die von ihm entwickelte Software Cassie mittels ihrer Voraussagen einen Riesenschaden verursacht hat und wenig später das Ende der Welt, wie wir sie kennen, vorhersagt. Joe Haak glaubt, dass er seinen Arbeitsplatz verloren hat und in Kürze strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen wird.
John Ironmonger erzählt in diesem Roman nicht nur das persönliche Schicksal eines jungen Mannes, der als Fremder in diesen Ort kommt und doch freundlich aufgenommen wird. Joe nutzt seinerseits sein Wissen über globale Zusammenhänge und verhängnisvolle Kettenreaktionen, wenn Versorgungswege zusammenbrechen und aufgrund von weltweiten Epidemien, Kriegen oder Naturkatastrophen die Versorgungswege unterbrochen werden. Cassie sagt den globalen Kollaps voraus, und tatsächlich bricht eine gefährliche Grippeepidemie aus, die an die Grippe von 1918 erinnert, die weltweit 500.000 oder sogar eine Million Opfer forderte. Das Programm Cassie kann zwar die Entwicklung der Aktienkurse in der nahen Zukunft vorausberechnen und von daher den Tradern der Bank bei ihren Kaufentscheidungen helfen, ist aber nicht in der Lage den menschlichen Faktor zu kalkulieren. Wie wird sich die Menschheit angesichts des drohenden Weltuntergangs verhalten? Werden die Menschen zum Äußersten entschlossen aufeinander losgehen, um das eigene Überleben zu sichern, oder werden sie zu mitmenschlichem Verhalten und Solidarität in der Lage sein? Große Philosophen wie Hobbes, auf den immer wieder Bezug genommen wird, haben diese Frage sehr pessimistisch beantwortet. John Ironmonger hat dagegen eine herzerwärmende Geschichte voller Hoffnung geschrieben – wie ein modernes Märchen und im letzten Teil in gewissem Umfang absehbar. Erzählt wird aus der Perspektive von Joe Haak, aber es wird auch weit in die Zukunft vorgegriffen, wenn sich die Generation der Enkel die Geschichte von Joe Haak und dem gestrandeten Wal erzählt. Ein schöner Roman, den ich gern gelesen habe.