Teamwork anstelle von Egoismus (oder statt Realität?)

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meikymeik Avatar

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Gib jeder Krise erst mal eine Zahl zwischen 1 und 100 und überlege dir, wie sie morgen aussieht, in ein paar Tagen, in einer Woche… entwickelt sie sich zu etwas Großem oder ist sie doch nur ein Blender?

John Ironmonger erzählt von einem kleinen 300-Seelen-Dorf, von der Außenwelt abgeschieden. Es wirkt verschlafen, aber zufrieden und glücklich. Keiner von ihnen ahnt, wie sehr ihre Gemeinschaft bedroht ist. Dort hinein wird Joe buchstäblich geschwemmt, von den Bewohnern des Dorfes gerettet, auf der Flucht vor der Wirklichkeit und den Kollaps, den er in London in Gang gesetzt hat. Oder ist er doch auf der Suche nach seiner Bestimmung? Aber steht wirklich das Ende der ganzen Menschheit bevor? Und was ist mit dem Wal, der in der Bucht von St. Piran viel zu nah am Strand schwimmt?

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, aufmerksam zuzuhören. Auch zwischendurch bin ich ein bisschen mit den Gedanken abgeschweift, aber vielleicht nur, weil Autor John Ironmonger und Leser Johann von Bülow eine so entspannte Stimmung erschaffen. Es gibt viele Personen, die man erst mal sortieren und zuordnen muss, aber zum Glück sind alle im beiliegenden Namensregister aufgelistet und erklärt. Johann von Bülow wirkt als Leser des Hörbuchs zunächst leicht aufgesetzt und korrekt, aber wird mit der Zeit sympathisch und es ist sehr angenehm ihm zuzuhören. Man wird in die Geschichte gezogen, die zur Mitte hin spannender wird. Eine seichte Verspieltheit durchzieht die Geschichte, mit einem philosophischen Hauch, es wird mit der Realität gespielt. Die Menschen des Dorfes stehen vor der großen Entscheidung, wie mit dem Blick auf das Ende der Welt zu handeln ist. Eine Aufgabe, die sie alleine nicht bewältigen können. Und wenn sich diese Menschen zu einer geschlossenen Gemeinschaft bilden, die zusammenarbeitet, können sie Dinge schaffen, mit denen keiner gerechnet hat. Das ist definitiv eine fiktive Geschichte. Jeder Mensch der heutigen Zeit würde egoistisch handeln und sich in so einem Katastrophenfall nur um die eigene Existenz sorgen. So sind hier manche Handlungen und Entscheidungen der Charaktere einfach untypisch. Es ist weltfremd, naiv und wirkt dadurch leicht oberflächlich. Aber vielleicht ist genau das der Sinn von John Ironmonger?

Dann gibt es da noch den Wal. Der Wal wird zu einem Mysterium und gehört irgendwie zum Dorf dazu. Er "taucht" immer mal wieder in der Geschichte auf und wird zu einem Ruhepol, während sich im Dorf drum herum alles in ein Weltuntergangsszenario verwandelt.

Das Ende wirkt dagegen bedeutungslos und kommt im Vergleich zum Rest zu kurz. Aber die Geschichte regt zum Nachdenken an. Man stellt sich die Frage: In welcher Art von Welt will man leben? Jeder würde Krieg und Egoismus in Folge von Hunger und Verzweiflung voraussagen. Von daher ist es eine schöne Vorstellung, was mit Teamarbeit in dem kleinen, harmonischen Dorf alles möglich ist, woran man sich definitiv ein Beispiel nehmen kann.

Wie würdest du dich in so einem Fall verhalten?