Unbedingt lesen!

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rebekka Avatar

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Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn über Wochen im ganzen Land der Strom ausfällt, Gas und Benzin knapp werden, Läden schließen und die Lebensmittel aus den Regalen verschwinden? Ganz klar: Die Menschen werden zu Egoisten, sorgen nur noch für sich selbst und das soziale Gefüge einer Nation bricht auseinander. Über dieses Szenario wurden schon viele dystopische Romane geschrieben und sie enden meistens mit einer Katastrophe.

John Ironmonger weist in diesem Buch einen anderen Weg. Er postuliert, dass Mitgefühl und Selbstlosigkeit selbst beim bevorstehenden Untergang unserer Zivilisation noch eine Chance haben, wenn sich nur ein Mensch findet, sie vorlebt. Joe Haak ist so ein Mann. Er wird zusammen mit einem Wal an den Strand eines kleinen Dorfes in Cornwall gespült, und was sich daraus entwickelt, ist eine wunderschöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt und das Herz aufgehen lässt. Den wirtschaftlichen Zusammenbruch, den er als Analyst einer Bank vorhergesagt hat, kann Joe zwar nicht aufhalten. Aber er rettet wenigstens die Menschen in diesem Dorf. Genauer gesagt: Er gibt den Anstoß, dass dessen Einwohner nicht nur sich selbst und ihre direkten Nachbarn, sondern auch Menschen aus einem anderen Ort vor dem Hungertod bewahren.

Natürlich ist dieser Zusammenhalt, dieser Sozialismus in Reinkultur, nur in kleinen Gemeinschaften möglich. Wo jeder jeden kennt, haben Egoisten einen schwereren Stand als in der Anonymität großer Städte. Aber selbst wenn es ein Märchen sein sollte, ist dieses Buch lesenswert. John Ironmonger schreibt flüssig, aber nicht simpel, witzig aber dennoch ernsthaft in der Sache. Vor allem aber gibt er dem Leser Stoff zum Nachdenken: Über die Abhängigkeiten in einer vernetzten Welt, über die Bedrohung, die von der global denkenden und handelnden Wirtschaft ausgeht und über das Verhalten der Menschen in Krisensituationen. Ein schönes Buch, das ich nur empfehlen kann.