Ungewöhnliche Geschichte zum Weltuntergang

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thirteentwoseven Avatar

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Das Buch "Der Wal und das Ende der Welt" war eine Überraschung für mich, und um es vorwegzunehmen, eine gute und auch ungewöhnliche.

Ungewöhnlich sind die Welten und Gedanken, die in der Geschichte zusammentreffen. Zum einen haben wir die knallharte und vom ursprünglichen Leben abgekoppelte hochmoderne Finanzwelt, in der der Analyst und Shorter Joe Haak zu Beginn der Geschichte lebt. Zum anderen ein pittoreskes Fischerdörfchen in Cornwall, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Des Weiteren verschiedene Theorien und Denkansätze zum Verständnis der Welt und ihres Untergangs und schließlich den Wal, der gerettet wird und zum Retter wird sowie den nationalen und internationalen Katastrophenfall. Und nicht zu vergessen ganz am Ende ein Happy-End.

Die Kunst des Autors John Ironmongers besteht darin, diese verschiedenen Welten und Ebenen geschickt miteinander zu verknüpfen und von einer Ebene in die andere zu hüpfen, ohne zu langweilen oder zu verstören. Diese vielschichtigen Wechsel sowie das glückliche Ende mit einer beginnenden Liebe sind einfach mit Humor zu sehen. Unsere Welt ist einfach verrückt und (scheinbar) unberechenbar, aber sie ist nicht unweigerlich dem Untergang geweiht. Sie und die Menschen haben auch gute Seiten. Sie haben Herz, Schmerz und Gefühl, sind anpassungsfähig und erfinderisch. Die Menschen sind füreinander da und bei weitem nicht nur geldgierige, eigennützige Egoisten. Hier siegt das Gute zuletzt und zwinkert allen Zweiflern und Spöttern am Ende noch einmal mit einem großen Augenzwinkern zu.

Trotzdem gibt es Abstriche: Manchmal, insbesondere im letzten Teil des Buches, wird mir Ironmonger doch zu rührseelig und übertreibt es mit allzu verklärten Goodmenschvorstellungen wie z.B. dem Weihnachtsfest, der auf einmal selbstlosen Polly und dem Chef von Joe, der auf einmal mit seiner goßen Yacht auftaucht. Außerdem kommt mir das Liebesende am Ende des Buches viel zu unvorbereitet und unglaubwürdig. Es gibt sehr, sehr viel Figuren, allein das Dorf hat über 300 Einwohner, bis auf Joe Haak und ein paar kleine Ausnahmen, bleiben sie sehr flach, fast wie in einem Bühnenspiel.

Insgesamt hat mich das Buch trotzdem gut unterhalten und das Happyend gibt ein gutes Gefühl. Zusammen sind wir stark und trotzen allen Gefahren, sogar dem Weltuntergang.
Und ja, trotz dieser Wohlfühlzone ist das Buch aktueller denn je und ganz nah dran an Corona und großen, globalen Krisen.