‚Uns besucht nie einer, sieht nie einer, an uns denkt nicht mal einer.‘

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sabatayn76 Avatar

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<<‚Und was ist mit uns?‘, fragten die Kinder dann. ‚Was ist mit St. Piran?‘

‚Wir sind nicht mehr als ein winziger Pickel auf der äußersten Spitze des klitzekleinsten Zehs‘, erklärte Martha ihnen. ‚Uns besucht nie einer, sieht nie einer, an uns denkt nicht mal einer.‘ Sie sah die Kinder, vom Ältesten bis zum Jüngsten, mit der ernstesten Miene an, zu der sie imstande war. Und dann lächelte sie plötzlich vergnügt. ‚Und genau so mögen wir das.‘>>

Im kleinen Fischerdorf St. Piran in Cornwall lebt man ein recht gemütliches Leben ohne große Aufregung und mit viel Routine. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als am Strand ein unbekleideter junger Mann gefunden wird. Es handelt sich um Joe Haak, der eigentlich als Analyst bei der Lane Kaufmann Investmentbank in London arbeitet, die Stadt jedoch verlassen hat, als die Investmentbank Verluste verzeichnete.

Am Tag nach Joes Eintreffen im Dorf strandet ein Finnwal an der Küste vor St. Piran, und unter Leitung Joes gelingt es den Dorfbewohnern mit vereinten Kräften, den Wal vor dem Tod zu retten. Damit ist Joe ein Held, aber was ihn ausgerechnet nach St. Piran verschlagen hat, ist den Dorfbewohnern ein Rätsel. Doch bald schätzen sie sich glücklich, ihn in ihrem Dorf aufgenommen zu haben.

Der Einstieg ins (Hör-) Buch mutet ein wenig märchenhaft an, ist sehr szenisch und hat mir gut gefallen. Im späteren Verlauf war es aber genau diese Märchenhaftigkeit, die mich beim Hören abschweifen ließ, denn bisweilen empfand ich ‚Der Wal und das Ende der Welt‘ als ein wenig naiv erzählt, wenn Dinge, die meiner Meinung nach auf der Hand liegen, allzu ausführlich beschrieben und beinahe als Weisheit verkauft wurden.

Dieser Wechsel zwischen Episoden, die mich gefesselt haben, die stimmungsvoll und spannend waren, und solchen, die ich teilweise zu langatmig, teilweise zu sprunghaft fand, zieht sich durch das gesamte (Hör-) Buch, das bisweilen bewegend, manchmal aber zu rührselig ist.

Die Figuren selbst fand ich gut gezeichnet und lebensnah, doch die Beziehungen zueinander empfand ich oft als unnachvollziehbar und als wenig authentisch geschildert. Vor allem die sogenannte Liebesbeziehung zwischen Joe und der Pastorenfrau Polly hat mich weder emotional eingenommen noch psychologisch überzeugt.

Das Hörbuch wird auf sehr gelungene Weise von Johann von Bülow gelesen, dem ich sehr gerne sehr lange zugehört habe.