Wie werden wir alle uns verhalten?

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marialein Avatar

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Ein abgelegenes Dorf in Cornwall, an der Atlantikküste – St. Piran war schon immer leicht zu verfehlen, seitdem das Hinweisschild verschwunden ist, erst recht. Und genau so mögen es seine 307 Einwohner. Doch dann passieren auf einmal sehr viele verrückte Dinge auf einmal – ein Mann wird splitternackt und unterkühlt am Strand gefunden, ein Wal strandet einen Tag darauf und wird von den Dorfbewohnern erfolgreich wieder zurück ins Meer geschoben – unter dem Kommando von Joe Haak, der Fremde, der kurz zuvor selbst halbtot am Strand gelegen hatte. Von da an wird das Leben der Dorfbewohner, aber auch Joes eigenes, gründlich auf den Kopf gestellt. Joe weiß, dass der Welt eine große Krise bevorsteht, dass die Zivilisation zusammenzubrechen droht. Als Börsenhändler hat er ein Programm namens Cassie geschaffen, das sehr genaue Voraussagen für die wirtschaftliche Entwicklung von Rohstoffen und Lieferketten zulässt. Leider sagt Cassie nichts Gutes voraus – Joe bereitet sich auf das Schlimmste vor, indem er den Glockenturm der Kirche von St. Piran mit Lebensmitteln vollstopft, um die Dorfbewohner möglichst lange zu versorgen.

Der Gedanke, wie allgegenwärtig das Risiko eines kompletten Zusammenbruchs eigentlich ist, ist ziemlich verstörend. Schließlich verlassen wir uns doch alle so sehr darauf, dass unser Status Quo für immer erhalten bleibt und sich jede kleinere Krise schon irgendwie lösen lässt. Dass wir bereits jetzt über unsere Verhältnisse leben und es keinerlei Garantie dafür gibt, dass wir immer so gut wegkommen wie bisher, beschäftigt uns höchstens in Bezug auf den Klimawandel. Wie leicht wir aber von heute auf morgen ohne Strom, Wasser und Nahrung dastehen können, ist uns überhaupt nicht bewusst.

Allein deshalb ist der Wal und das Ende der Welt ein sehr interessantes Buch, das einem die Augen öffnet. Aber es ist auch noch etwas ganz anderes: eine wunderbar optimistische Sicht auf die Natur des Menschen und die Kraft der Gemeinschaft. Das ist auch das vorherrschende Gefühl, wenn man den Roman beendet hat: ein Vertrauen in das Gute in jedem Menschen und das Einsehen, dass Egoismus einen nicht immer weiterbringt. Wenn jeder diese Einstellung übernimmt, sind wir vielleicht besser für eine echte Krise gewappnet.

Eine wunderschöne Geschichte über Nächstenliebe und die wahren Werte im Leben.