Abgedrehter Roman, aber doch am Nerv der Zeit

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lisaliestviel Avatar

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Das Leseerlebnis mit „Der Wald“ von Eleanor Catton ist gar nicht so leicht in Worte zu fassen. Die Geschichte ist wirklich dermaßen abgedreht und skurril, so dass sie gerade dadurch fesselt. An sich sind die Themen zeitgemäß und der Autorin ist eine spannende Auseinandersetzung damit gelungen. Zudem überrascht sie ihre Leser:innen durch so manche verrückte Wendung. Der Schreibstil ist allerdings schon etwas speziell und liest sich stellenweise etwas sperrig. Als ich aber erst mal ins Buch gefunden hatte, stellte sich doch ein schöner Lesefluss ein. Auch stilistisch macht es einem die Autorin nicht einfach. Denn der dicke Wälzer ist nur in drei Teile unterteilt, Kapitel sucht man vergebens. Innerhalb dieses doch verschachtelten Textes wechseln die Perspektiven und Handlungsorte immer wieder. Etwas Konzentration erfordert das Lesen dadurch schon. Auch Thematisch bietet das Buch keine leichte Kost und provoziert stellenweise durch die Thesen seiner Figuren. Diese sind oft eigensinnig, aber dennoch stimmig gezeichnet. Trotz teils außergewöhnlicher Beweggründe, kommen die Charaktere erstaunlicherweise authentisch rüber. Das Ende schießt dann aber letztlich den Vogel ab und ist für meinen Geschmack doch zu extrem. Insgesamt vergebe ich für die herausfordernde und gedanklich anregende Lektüre 3 ½ Sterne, welche ich auf 4 aufrunde.