Fatale Entscheidung

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Die Booker-Preisträgerin Eleanor Catton schildert in ihrem neuen virtuos-vielschichtigen Thriller-Roman „Der Wald“ eindringlich, rasant und eloquent die fatale Entscheidung einer Guerilla-Gardening-Gruppe, sich auf einen Deal mit einem undurchsichtigen Milliardär einzulassen.

Mira Bunting ist Teil des politischen Aktivistenkollektivs Birnam Wood – gemeinsam mit ihrer Freundin Shelley bepflanzen sie Brachland, um später Gemüse zu ernten. Als sie nach einem Erdrutsch am Korowai-Gebirge ein interessantes Farmland entdeckt und sich illegal dort auf dem Grundstück umschaut, trifft sie auf den mysteriösen Robert Lemoine – er ist dabei, das riesige Areal des Ehepaars Darwish zu erwerben und schmiedet sehr eigensinnige Pläne: Er möchte kriminell seltene Erden abbauen, gibt aber vor, einen sehr teuren Bunker zu errichten. Robert bietet Mira und ihrer Gruppe an, das Gebiet für ihr Guerilla Gardening zu nutzen – Mira schlägt ein und ahnt nicht, auf welches psychopathisches Spiel sie sich einlässt. Einzig allein der zur Gruppe zurückgekehrte Tony wittert Gefahr, aber auch interessanten Stoff für einen investigativen Artikel und geht auf eigene Faust auf gefährliche Recherche, um sich zu profilieren.

Eleanor Catton ist eine Meisterin der klugen, präzisen Sprache – brillant baut sie aus auktorialer Perspektive ihre Charaktere detailliert auf und erschafft zugleich Gesellschaftssatire auf höchstem Niveau. Jeder Protagonist hat seine Eigenarten und eigene persönliche Geschichte, sieht sich als unfehlbar sowie Weltverbesserer und schlittert doch in moralische Abgründe. Äußerst spannend hat sie einen messerscharfen, raffiniert komponierten Ökothriller mit vielen Dialogen und politischen Schlagabtauschen entworfen, der atemlos und turbulent fast nicht mehr aus der Hand zu legen ist und in dem vieles nicht so ist, wie es scheint. Mit einem fulminanten, fesselnden Ende, das bestimmt den ein oder anderen mit viel Diskussionsbedarf über Gut und Böse zurücklässt.