Spannender Roman mit viel Raum zur Charakterentwicklung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
missemilia Avatar

Von

Eine Gruppe junger Aktivist*innen bepflanzt unbewachte - und ungenutzte - Grundstücke mit Nutzpflanzen. Die Idee dahinter: nachhaltige, umweltfreundliche Landwirtschaft, gerechte Verteilung der Ernte, sinnvolle Nutzung von Ressourcen und der kleine Kampf gegen die Konsumgesellschaft. Doch die Ideale der Gruppe werden auf die Probe gestellt, als ein Milliardär sich für das Projekt zu interessieren beginnt. Er will die jungen Aktivist*innen fördern. Bei der Entscheidung für oder gegen die Zusammenarbeit mit dem Milliardär sind nicht alle Mitglieder einer Meinung. Auch, weil nicht alle glauben, dass der Milliardär mit dem Projekt wirklich nur wohltätige Zwecke verfolgt...

Mir hat das Buch gut gefallen. Besonders hervorzuheben ist die Liebe der Autorin zur detaillierten Charaktergestaltung: Indem die Autorin abwechselnd verschiedenen Protagonist*innen folgt, gibt sie jeder Figur Raum zur Entfaltung. Alle Charaktere erhalten Tiefe, indem man ausführliche Einblicke in ihre Gefühlswelt bekommt und so die Motivation für ihr Handeln nachvollziehen kann. Die Gedankengänge der Protagonist*innen werden auch immer mal wieder durch kluge politische Debatten präsentiert, was mir gut gefallen hat. Dabei wirkt kein Charakter zu plakativ, sondern immer als ein Ergebnis individueller Erfahrungen und Gefühle.

Diese "Charakterstudien" nehmen jedoch auch einen großen Teil des Buchs ein, wodurch die Story sich vor allem zu Beginn des Buchs nur sehr langsam weiterentwickelt. Spannung kommt zunächst vor allem durch die interessanten Beziehungen der Charaktere sowie deren politische Motivation auf und weniger durch das Voranschreiten des Plots. Auch die fast schon humoristische Aufarbeitung der Beziehung zwischen einem Milliardär und einem konsumverurteilenden Kollektiv, das sich zwischen Idealismus und Illegalität bewegt, hat beim Lesen großen Spaß gemacht. Wer aber konstant Spannung erwartet, muss hier geduldig sein.

Etwa ab dem zweiten Drittel des Buchs laufen die einzelnen Geschichten schließlich näher zusammen. Der Plot verdichtet sich und die Spannung nimmt von Seite zu Seite zu. Es entsteht ein Thriller, der durch die Perspektivwechsel eine regelrechte Sogwirkung aufbaut und das Buch schwer aus den Händen legen lässt. Auf den letzten Buchseiten erwartet die Lesenden ein fulminantes Ende, bei welchem die Autorin die einzelnen Fäden geschickt zusammenführt. Mir hat das Buch gut gefallen und ich würde es weiterempfehlen.