Fiktion oder Realität

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heroemil Avatar

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Was ist an diesem Buch real und was davon ist Fiktion? Wer kennt nicht die Geschichten von Pflanzen, die von Touristen aus aller Welt eingeschleppt, sich in der heimischen Natur angesiedelt und verbreitet haben. Zum Beispiel der besonders widerstandsfähige Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, die dem Menschen bei Berührung Verletzungen in Form von Verbrennungen zufügen kann. Ihn zu beseitigen erfordert viel biologisches Wissen und viel Geduld.
Im Buch ist ein solches Szenario der Ausgangspunkt für eine Naturkatastrophe, die Tibor Rode für den Thriller „der Wald“ herangezogen hat.

Zum Inhalt:
2023 erhalten Tausende Menschen Päckchen mit Saatgut gefährlicher Pflanzen, die sich in allen Vegetationszonen ausbreiten und schließlich die Herrschaft über die Natur erlangen können. Um eine weltweite Katastrophe abzuwenden, beschäftigen sich die Protagonisten Marcus Holland, Forscher auf dem Gebiet der Pflanzen-Neurobiologie, die Archäobotanikerin Waverly Park und die Kanadaierin Ava Nahanee mit dem Phänomen.

Erzählt wird die Geschichte auf mehreren Zeitebenen und mit wechselnden Protagonisten. Dieser Perspektivenwechsel hat mir anfangs Schwierigkeiten bei der Zuordnung der Protagonisten gemacht. Besonders die Figur Waverly Park konnte ich nicht einordnen. Insofern habe ich mich mehr auf die Person Marcus Holland konzentriert. Erst der Schluss ist aufklärend und schließt den Kreis.
Der wissenschaftliche Teil der Geschichte ist durchaus interessant, wenn auch in Teilen weitschweifig angelegt. Überrascht hat mich die Aussage, dass sich schon Goethe mit dem Thema Urpflanze beschäftigt hat. Tatsächlich hat dieser Teil der Geschichte einen teilweise realen Hintergrund. Eine Bereicherung meines Wissens.
Bei dem Thriller geht es in erster Linie darum, den oder die Täter zu ermitteln, die diese drohende „Verseuchung“ zu verantworten haben. Dabei kommt es zu sehr spannenden Szenen, die das Etikett „Thriller“ verdienen.
Von einer Katastrophe erwartet man in der Regel, dass sie globale Auswirkungen hat. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass sich die Zerstörungen nur lokal begrenzt ereigneten. Eine weltumfassende Bedrohung stellt sich für mich anders dar.
Die Geschichte wird spannend, als eine Verbindung zur künstlichen Intelligenz, personifiziert als Silva, als Urheber für die Verseuchung ermittelt wird.

Fazit:
Ich habe einen Umweltkrimi erwartet, meine Erwartungen wurden nicht vollständig erfüllt. Nichtsdestotrotz ist es ein spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt. Der Text ist flüssig geschrieben und die einzelnen Kapitel sind übersichtlich gegliedert.
Nur das Cover gefällt mir überhaupt nicht. Die Gestaltung finde ich phantasielos und stellt keinen Bezug zum Inhalt des Buches dar.
„Der Wald“ ist ein Buch für Leser und Leserinnen, die sich mit Bedrohungsszenarien durch künstliche Intelligenzen beschäftigen.
Eine Fiktion mit realen Komponenten.