In dubio pro reo

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Marie ist das beliebteste Mädchen der Klasse 6a und noch dazu das Kind, mit dem herausragendsten Pausenbrot - denn Maries Mutter macht ihr jeden Tag ein Super-Sandwich. Als das Super-Sandwich gestohlen wird, hat die Klasse schnell einen Schuldigen im Visier: der Neue, Konrad, muss es gewesen sein. Obwohl er es nicht zugibt, scheint zunächst alles klar und er wird öffentlich als Täter präsentiert. Doch in der 6a kommen Zweifel auf und die Kinder beschließen einen Gerichtsprozesse zu machen, um Konrads (Un)Schuld zu belegen. Mit viel Enthusiasmus und Engagement organisiert die Klasse den Prozess und merkt dabei, dass der erste Schein durchaus trügen kann.

Juli Zeh und Elisa Hoven erzählen in „Der war‘s“ eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen scheint. Schnell ist der Außenseiter als Schuldiger ausgemacht und eine Hetzjagd beginnt - von der Unschuldsvermutung hat ja auch im realen Leben kaum jemand gehört.

Besonders schön am Buch ist, dass sich unter den Kindern selbst Zweifel verbreiten und der Prozess von der Klasse angestoßen wird.
Über die Geschichte lernen die jungen Leserinnen und Leser viel über Gruppendynamik, Vorurteile/Vorverurteilungen, Gerichtsprozesse/Rechtsstaat und Freundschaft. Im Fokus steht natürlich das Thema Justiz und das Buch erklärt ganz beiläufig viele verschiedene Prinzipien und Elemente des Rechtsstaats. Darüber hinaus werden nach der Geschichte wichtige Fragen noch mal ganz konkret beantwortet. Aus meiner Sicht sind die aber größtenteils auch schon vorher behandelt worden.
Was mir besonders gut gefällt ist, dass in der Geschichte am Rande auch noch andere Themen angesprochen werden, die von gesellschaftlicher Relevanz sind. So werden zum Beispiel Leistungsdruck, Mobbing, Vorurteile gegenüber Migrantinnen und Migranten sowie Probleme im schulischen Umfeld thematisiert.

Die Bilder unterstreichen die Erzählung wunderbar und es macht Spaß, sie anzuschauen.

Insgesamt hat mir „Der war‘s“ von Juli Zeh und Elisa Hoven sehr gut gefallen. An einem lebensnahen Beispiel lernen Kinder, wie wichtige faire Verfahren und die Unschuldsvermutung sind. Außerdem kann man auch über die vielen kleinen Randthemen noch mit den Kindern sprechen.