Wege, die tiefer führen

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teresa19 Avatar

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Der Weg von Maja Russ beginnt als scheinbar klassischer Reiseroman und entpuppt sich schon in der Leseprobe als zutiefst atmosphärisches, psychologisch feinfühliges Drama über Freundschaft, Selbstfindung und das, was wir in anderen oft nicht sehen wollen. Die Ich-Erzählerin, kurz vor ihrer Hochzeit, begibt sich auf eine Trekkingtour mit ihrer ehemals besten Freundin Nicki, die sie fast aus den Augen verloren hat.
Was zunächst wie ein nostalgisches Abenteuer klingt, kippt schnell in eine emotionale Unruhe: Unausgesprochene Spannungen, subtile Verletzungen, Schweigen, das schwerer wiegt als Worte. Russ gelingt es mit großer erzählerischer Kraft, das kühle Setting des schwedischen Kungsleden in eine Seelenlandschaft zu verwandeln, voller Nebel, Kälte und unsichtbarer Risse. Der Stil ist klar, fließend, poetisch und dennoch direkt, die Figuren nahbar und glaubwürdig. Diese Wanderung ist nicht nur physisch anstrengend, sie wird zur schonungslosen Konfrontation mit verdrängten Wahrheiten. Ein stilles, aber eindringliches Buch, das tief nachwirkt.