Drama ohne Thrill

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la calavera catrina Avatar

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Fast 80 Kilometer wollen die Freundinnen Julia und Nicki in der Wildnis zurücklegen. Es soll ein unvergesslicher Junggesellenabschied in der Natur werden, fernab von Trubel und Party. Lars sollte eigentlich nur ein kurzer Flirt für Julia werden, aber dann kam der Antrag und alles ging ganz schnell. Seit dieser aufreibenden Zeit in Julias Leben haben sich die Freundinnen lange nicht gesehen. Nickis Verhalten lässt darauf schließen, dass irgendwas nicht stimmt. Auch der Aufbau der zwei Erzählstränge läßt bald erahnen, das hier einiges nicht in Ordnung ist und in welche Richtung sich die Story bewegen könnte. Zu vorhersehbar macht Rebecca Russ es aber nicht und baut unerwartete Wendungen ein und düstere Atmosphäre auf.
Beim Klappentext fühlt ich mich an «Das Mädchen» von Stephen King erinnert. Julia bleibt allein in der rauen Natur zurück. Kälte, Hunger und wilde Tiere bringen sie an ihre Grenzen, während sie versucht, Nicki zu finden. King schaffte es, diesen Überlebenskampf so mitreißend in den Fokus zu rücken, dass mir das Buch im Gedächtnis geblieben ist. Hier war das leider nicht der Fall, was auch am Schreibstil lag, und nahm weniger Raum ein, als ich erwartet hatte, denn es geht eigentlich um ganz andere Dinge. Besonders gestört hat mich aber die Naivität der blassen Charaktere, die sich wie ein trauriges Eingeständnis liest, wenn sich eine der beiden als naives Opfer bezeichnet, und sich handlungsfähig in diese Schublade belässt und alles Drumherum angepasst wird. Zum Ende gab es dann einen Punkt, an dem die Glaubwürdigkeit für mich ganz kippte. Auch wenn es Momente gab, die mich in ihrer Tragik berühren konnte und durchaus spannende Szenen locken, bin ich von dem gesamten Buch nur mäßig angetan und würde zu Thrillern mit mehr Nervenkitzel und psychologische Raffinesse raten.