Ein Kampf ums Überleben und um die Wahrheit

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Julia und Nicki tauschen Party gegen Naturidylle und machen sich auf zum Kungsleden-Wanderpfad. Doch plötzlich ist Nicki verschwunden und Julia steht allein in der schwedischen Wildnis... Sie verliert die Orientierung aber erhält neue Erkenntnisse.
"Der Weg" von Rebecca Russ durfte mich in den Schweden-Urlaub begleiten. Die Autorin bringt die raue Natur Schwedens lebendig aufs Papier. Ich hatte die von Farn durchzogenen Birkenwälder direkt vor Augen... Unterstützt durch meine Urlaubskulisse, aber vor allem durch die starken Beschreibungen im Buch.
Spannung wird zunächst leise, aber stetig aufgebaut. Die gegenwärtige Survival-Situation wechselt sich regelmäßig mit Rückblenden ab, die Julias Vergangenheit mit Nicki beleuchten und auch Einblick in die Beziehung zu ihrem Verlobten Lars geben. Das sorgt für Abwechslung und bringt immer wieder neue Puzzlestücke ans Licht.
Rebecca Russ' Schreibstil empfand ich zu Beginn als etwas steif für eine Ich-Erzählerin, aber ich hab mich schnell daran gewöhnt und dann ging es wirklich flott zu lesen. Die leeren Seiten nach jedem Kapitelende und die nur knapp über 300 Seiten machen das Buch zu einem Thriller-Quickie.
Besonders gelungen finde ich die Wendung im letzten Drittel. Die hat mich kalt erwischt. Rückblickend hätte man sie vielleicht erahnen können, aber ich hab’s nicht kommen sehen und war begeistert.
Kleines Manko: Die Situation hätte sich mit mehr Offenheit vielleicht vermeiden lassen, das wirkt im Nachhinein etwas konstruiert. Auch das Ende schlägt ordentlich aus, fast ein bisschen drüber, aber emotional hat es bei mir genau ins Schwarze getroffen. Von der anfänglichen Distanziertheit, die ich durch den Schreibstil empfunden habe, war nichts mehr zu spüren.
Ein atmosphärischer, überraschend düsterer Thriller, der sich mühelos lesen lässt und lange nachwirkt. Keine perfekte 5, aber sehr gute 4⭐ und eine klare Leseempfehlung! Rebecca Russ ist ein deutschsprachiges Talent, das ich im Auge behalten werde!